„Michel aus Lönneberga“ war Astrid Lindgrens Liebling
Von all ihren Figuren war der Autorin der „Michel“ am nächsten. Am Donnerstag wird er 50 Jahre alt.
Stockholm. Sie erschuf unsterbliche Helden wie Pippi Langstrumpf, Ronja Räubertochter, Kalle Blomquist oder Karlsson vom Dach, die Generationen durch ihre Kindheit begleiteten.
Der absolute Liebling der schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren (1907—2002) aber war „Michel aus Lönneberga“, der im schwedischen Original Emil heißt. Am Donnerstag wird er 50 Jahre alt — und ist ein Lausbub geblieben. 1963 erschien der erste Band „Michel in der Suppenschüssel“.
„Von all den Figuren ist es ihr bei Michel am schwersten gefallen, sich von ihm zu trennen, als die Geschichte fertig war“, erzählt Lindgren-Tochter Karin Nyman (79). „Als sie die Michel-Bücher schrieb, konnte sie wieder in ihrer eigenen Kindheit und ihrem Dorf leben. Es hat ihr viel Spaß gemacht in dieser Umgebung, und deshalb ist Michel so eine Lieblingsfigur geworden.“
Schon beim Schreiben las sie die Geschichten ihrem Vater vor. Der habe dann Fehler, wie etwa den Preis der Milch, ausbessern können. Die weltberühmte Autorin wurde im kleinen Vimmerby im südschwedischen Bezirk Småland geboren. Ihr Vater Samuel August Ericsson war Bauer.
Nyman erinnert sich auch, wie die Michel-Geschichten für sie zum erstenmal „aufpoppten“. Bei einem Besuch in Lindgrens Ferienhaus in Furusund nördlich von Stockholm im August 1962 habe ihr dreijähriger Sohn fürchterlich geweint.
Bis er ruhig wurde, als Großmutter Astrid ihn fragte: „Weißt du eigentlich, was Michel aus Lönneberga mal gemacht hat?“ Da musste der Jungen aufhören mit dem Schreien, weil er sonst nie erfahren hätte, was Michel einst angestellt hat.
Der „Geburtstag“ der Michel-Bücher wurde auf den Tag gesetzt, als Astrid Lindgren in ihrem Tagebuch notierte, dass sie nun die ersten Worte über Michel aus Lönneberga geschrieben habe. Die Michel-Serie ist in 52 Sprachen übersetzt.
„Michel ist eine zeitlose Figur“, sagt Ann Sköld Nilsson vom schwedischen Lindgren-Verlag Raben&Sjögren. Der Junge sei „frohgemut, unbezwingbar, geistreich und mit viel Einfühlungsvermögen ausgestattet. Er merkt selbst erst nach seinen Streichen, dass es welche waren. Vorher hat er nur die besten Absichten gehabt.“