Milder Winter: Der frühe Vogel zwitschert schon
Die warmen Temperaturen bringen die Tiere schon jetzt in Wallung und lösen verfrühte Frühlingsgefühle aus.
Düsseldorf. Morgens klingt die Welt schon nach Frühling. Grund dafür ist der milde Winter, der die heimische Natur deutlich früher wieder in Bewegung bringt als gewohnt. Schon jetzt ist bei Tagesbeginn eifriges Vogelgezwitscher zu hören. Normalerweise geht es damit erst im März wieder richtig los. „Die Vögel sind bei den Frühlingsgraden einfach etwas durch-einander“, sagt Reiner Leppert vom Naturschutzbund (Nabu) Wuppertal.
Zugvögel wie manche Storcharten oder Rotdrosseln traten ihre Reise in den Süden erst gar nicht an — sie überwintern in Deutschland. Im Gegenzug sind deutlich weniger Gäste in hiesige Gefilde gekommen. Wacholderdrossel, Bergfink oder Zwergsäger, die normalerweise im Winter häufig bei uns gesehen werden, blieben in diesem Jahr weg.
Das morgendliche Gezwitscher geht deshalb vor allem auf Zilpzalp, Singdrossel und Rotkehlchen (Foto: dpa) zurück. „Die sind im Moment besonders fleißig“, sagt Vogelexperte Alfred Leisten, Autor des Buches „Die Vogelwelt der Stadt Düsseldorf“. Normalerweise würde das kleine Federvieh zu dieser Zeit dick aufgeplustert im Baum sitzen und sich nur bewegen, um Futter zu suchen.
Die Experten rätseln deshalb, was die Vögel mit ihrem verfrühten Singsang bezwecken. Während Reiner Leppert eine vorgezogene Balz für möglich hält, glaubt Alfred Leisten an einen anderen Grund: „Es könnte sein, dass sie jetzt schon ihre Reviere blockieren. Der frühe Vogel fängt nunmal den Wurm.“
Richtig aus dem Tritt bringen lassen sich die Vögel aus Expertensicht nicht. „Wenn jetzt noch der Winter käme, würden die Zugvögel auch ins Warme fliegen“, sagt Leisten.
Und was ist mit der weit verbreiteten Annahme, dass ein milder Winter im nächsten Sommer zur Insektenplage führt? „Das stimmt nicht“, sagt Alfred Leisten. Selbst bei knackigsten Temperaturen würden die meisten Insekten überleben. vezi/ana