Missbrauch: Kirche blickt in Abgrund
Erschütternde Details aus Ettal und Regensburg offenbaren das Jahrzehnte lange Leiden von Kindern.
Ettal/ Regensburg. Brutale Quälereien, sexuelle Übergriffe und eine Kultur des Wegschauens: Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche in Deutschland nimmt immer größere Dimensionen an. Kinder in Schule und Internat des bayerischen Klosters Ettal waren jahrelang teils sadistischer körperlicher Züchtigung und sexuellem Missbrauch ausgesetzt. Das hat der von der Benediktiner-Abtei eingesetzte Sonderermittler Thomas Pfister am Freitag in Ettal in einem erschütternden Bericht geschildert.
Die Vorwürfe richten sich gegen mindestens zehn Patres. Man müsse von rund 100 Opfern ausgehen, sagte Sonderermittler Pfister. Im aktuellen Fall geht es um einen suspendierten Ettaler Pater, der Fotos von halbnackten Klosterschülern auf Homosexuellen-Seiten im Internet veröffentlicht haben soll. Die Fotos der Jungen mit freiem Oberkörper habe der Pater bei Bergwanderungen gemacht.
Die Ettaler Vorgänge in vergangenen Jahrzehnten seien verjährt, sagte Pfister. Wenn sie aber von weltlichen Gerichten verhandelt worden wären, hätten sie wohl zu jahrelangen Haftstrafen geführt. Eine systematische "Kultur des Wegschauens" und Verschweigens habe den Tätern ihr Treiben erleichtert.
Gleichzeitig weitete sich der Skandal bei den Regensburger Domspatzen aus. "Schwere körperliche Misshandlungen, schwere seelische Misshandlungen, sexuelle Übergriffe" - das alles hat es dort nach Auskunft eines ehemaligen Schülers Mitte der 1950er bis Mitte der 1960er Jahre gegeben.
Besonders brutal soll der Leiter der früheren Domspatzen-Vorschule in Etterzhausen zugeschlagen haben, sagte ein Ex-Domspatz, der namentlich nicht genannt werden will. "Der Direktor dort war ein ausgewiesener Sadist, der geprügelt hat noch und noch", berichtete der heutige Arzt.