Missionar in Papua-Neuguinea: Barfuß im Namen des Herrn
Markus Paulsteiner (36) arbeitet in Papua-Neuguinea als Missionar. Schuhe braucht er nicht, aber die Bundesliga fehlt.
Biliau. Markus Paulsteiner ist nicht durch Zufall barfuß unterwegs. Spitze Ufersteine, knorriger Waldboden, heiße Schotterstraße — macht nichts. Er geht wie die Einheimischen. „Es ist wichtig, die Leute auf ihrem Weg ein Stück zu begleiten“, sagt er. Paulsteiner ist unterwegs mit den Menschen aus Mindere, einem Dorf in Papua-Neuguinea. Hier wird gerade die Raffinerie eines Nickelbergwerks gebaut und die Bewohner fürchten um ihre Umwelt.
Der 36-Jährige aus Frickenhausen bei Memmingen im Unterallgäu ist Missionar. Nicht, dass hier Schäfchen zu bekehren wären. 98 Prozent der Menschen sind Christen. Paulsteiner ist Pfarrer. „Viel anders als zu Hause ist die Arbeit hier auch nicht“, sagt er. „Wir unterstützen die Gemeinden.“ Was aber an Paulsteiners Einsatzort in Biliau schon mal einen Dreitagesmarsch durch den Urwald bedeuten kann, um die Gemeinde überhaupt zu erreichen.
Selbst Biliau ist nicht gerade der Nabel der Welt. Markus Paulsteiner muss mit seiner Frau Christiane (36), Nele (8), Noemi (4) und Enok (1) — von der Kleinstadt Madang aus im eigenen Schnellboot die Küste entlang, 80 Kilometer. Zwei bis drei Stunden dauert das. An Bord ist alles, was die Familie für Wochen braucht: Zucker, Mehl, Hefe, Nudeln, Öl, Seife und Nutella, wenn es das zufällig in Madang gibt. Vergessen ist schlecht: In Biliau gibt es Sandstrand, Palmen und Bambushütten, aber keinen Laden.
In der Region gibt es 80 Gemeinden. Paulsteiner hat alle besucht, zu Fuß. „Wir wollen den Menschen eine Perspektive geben, die über Geld, Ruhm und Klamotten hinausgeht — wie in Deutschland“, sagt er. Dialog und Versöhnung, auch das ist ein großes Thema.
Die Gesellschaft ist im Umbruch. Es gibt viele Bodenschätze, Investoren drängen ins Land, plötzlich sind Wald und Boden eine Menge Dollars wert. Die einen verkaufen und haben plötzlich Geld, die anderen wollen den alten Lebensstil bewahren. Wie an der Raffinerie in Mindere. Der Bau hat Dörfer entzweit. Paulsteiner redet mit den Leuten. „Ich versuche, einen Prozess in Gang zu setzen, dass Versöhnung zustande kommt.“
Wenn Paulsteiner sich in Deutschland als Missionar vorstellt, sieht er oft hochgezogene Augenbrauen. „Die Tendenz in Deutschland ist: Die Missionare sind 125 Jahre hier, jetzt muss es doch auch mal reichen“, sagt er. „Das ist kolonialistische Denke pur: Wir meinen wir wüssten, wie es hier nun aussehen müsste.“ In einer Gesellschaft mit Jahrhunderte alten Stammestraditionen brauche es halt lange, um alte Bräuche aufzuweichen.
Oder die Cargokults: die Hoffnung auf Heilsbringer, die eines Tages im Flieger kommen und Wohlstand ausschütten. „Wir Missionare kommen, weil die hiesige Kirche uns anfordert“, sagt Paulsteiner.
Auch eine Vogelspinne im Wohnzimmer hat Christiane Paulsteiner den Dschungel nicht vergällt. Für die Kinder ist es ein Paradies, sagt sie. Sie unterrichtet Nele nach dem Programm der deutschen Fernschule. Die Kinder haben Freunde im Dorf, sie sprechen fließend Tok Pisin. Entbehrungen? „Ich will wieder arbeiten“, sagt Christiane. „Ich war auf der Intensivstation, mir fehlt der Stress.“ Markus Paulsteiner fallen beim Thema Entbehrungen zwei Dinge ein: Käse und Bundesliga.