Mit 104 noch auf dem Grün

Alfred Koch denkt gar nicht daran, den Golfschläger aus der Hand zu geben — und das trotz seines hohen Alters.

Münster. Ein konzentrierter Blick auf das winzige runde Loch im Grün, leicht ausgeholt, den Golfball elegant über den Rasen geschoben und versenkt: Jedes Mal gelingt Alfred Koch das nicht mehr auf Anhieb. Trotzdem steht der Golfer, der am heutigen Donnerstag seinen 104. Geburtstag feiert, noch fast jeden Mittwoch auf dem Golfplatz in Münster. Dort nimmt der hochbetagte Sportler es mit Mitspielern auf, die mehr als ein halbes Jahrhundert jünger sind als er selbst. Und befördert die Bälle locker über 100 Meter weit.

Als einige von seinen Freunden aus dem Golfclub noch nicht auf der Welt waren, hat Koch schon seine Runden auf dem 18-Loch-Platz gedreht. Heute verschlingt er immer noch jedes Golf-Magazin. „Dann analysiere ich: Was kann ich tun, um meine Kräfte zu schonen und meine Leistung zu steigern?“, erklärt Koch. Auf dem Rasen muss er sich stärker vor der Sonne schützen als andere, trägt stets einen Hut. Seine Brille, die an einer schwarzen Kordel am Hals hängt, braucht er aber selten. „Manchmal vergesse ich sie auf dem Platz, weil ich sie nicht benutzt habe.“

Um beweglich zu bleiben, macht der Senior vor seinen ersten weiten Schlägen auf der Trainingswiese, der „Driving Range“, Aufwärmübungen: Den Schläger quer hinter dem Rücken dreht er seine Hüfte von links nach rechts. Dann legt er den Golfball auf den kleinen Abschlagstift und setzt zum Schlag an. Früher hatte Alfred Koch mal ein Handicap von 8. Heute kann er mit einem Wert von 35 immer noch mit manchem jungen Golfer mithalten und ist Deutschlands ältester aktiver Spieler — wenn nicht gar Europas, aber das weiß er nicht sicher.

„Ich habe immer nach meinem eigenen, vernünftigen Rhythmus gelebt“, sagt der 104-Jährige auf die Frage nach dem Geheimnis seiner Fitness. Und von diesem Rhythmus kann einem fast schwindelig werden: Koch war Turnlehrer, Internist und Sportarzt, war als Mediziner bei der Marine, als Professor an der Universität Münster, hat Bücher geschrieben, den Sportärzte-Bund in Westfalen gegründet und nebenbei immer Sport getrieben.

Über den Golf-Rasen rollt Koch mittlerweile mit einem kleinen Elektrokart. Seine Golftasche trägt er aber selbst. Am Mittwoch hat er noch an einem Turnier teilgenommen — heute, Donnerstag, feiert er mit seinen vier Kindern, zehn Enkelkindern und 23 Urenkeln seinen Geburtstag. Und 100 weiteren Gästen. Kein Grund eben, um kürzer zu treten.