Mit Sonnenkraft um die Welt
Bertrand Piccard will die Welt mit einem Flugzeug umrunden, das nicht einen Tropfen Benzin braucht.
Brüssel. Er will die Welt verändern. Etwas schaffen, was niemand zuvor geschafft hat. Und Übermenschliches leisten. Man könnte denken, dass Bertrand Piccard das alles schon getan hat.
Der Schweizer hat als erster Mensch mit einem Ballon die Welt umkreist. Das reicht eigentlich als Lebenswerk. Doch diesmal will der 53-Jährige mit den eisblauen Augen noch einen Schritt weiter gehen.
Gemeinsam mit seinem Partner André Borschberg will Piccard mit einem Solarflugzeug um die Welt fliegen — ohne einen Tropfen Kraftstoff an Bord. „Wenn wir das geschafft haben, kann niemand mehr sagen, dass alternative Energien nicht zukunftsreif sind“, sagt Bertrand Piccard.
Der Spross einer Abenteurerfamilie — sein Großvater flog als Erster mit einem Ballon in die Stratosphäre, sein Vater tauchte als Erster in den elf Kilometer tiefen Marianengraben hinab — hat dafür ein völlig neues Fluggerät entwickeln lassen.
Solar Impulse heißt der Flieger, der aufgrund seiner mit Solarmatten bezogenen Flügel so breit wie ein Düsenjet, aber so leicht wie ein Kleinwagen ist.
70 Millionen Euro wurden für das Projekt akquiriert, hauptsächlich durch Spenden. 70 Mitarbeiter wurden eingestellt, mit 80 weiteren Firmen arbeitet Solar Impulse zusammen. Unter anderem entwickelt der Bayer-Konzern an seinen NRW-Standorten extra leichte Materialien.
In zwei Jahren soll die Weltumsegelung stattfinden. Bis dahin soll ein zweites Modell mit noch stärkeren Batterien entwickelt worden sein. Immerhin: Der erste Nachtflug wurde bereits absolviert, im Juni folgt der erste 36-Stunden-Flug.
Für Bertrand Piccard und seinen Co-Piloten wird die Weltumsegelung alles andere als angenehm. Die Pilotenkapsel ist eng. Bei den geplanten fünf Etappen kann immer nur einer von beiden im Flieger sitzen — und er soll jeweils fünf Tage am Stück fliegen. Schlaf ist in der Zeit nicht möglich, nicht einmal ein Recken und Strecken.
„Wir werden uns durch Selbsthypnose und Meditation entspannen“, sagt Piccard. Wäre er nicht im Hauptberuf Psychiater, man hätte den Drang, zu diesem Vorhaben einen Arzt zu konsultieren. Von diesen Bedenken aber will Piccard nichts hören. Angesprochen auf die Risiken seiner Reise sagt er: „Man muss das Risiko eingehen, sich zu verbessern.“