Müngstener Brücke gerettet
Die Bahn wird das 114 Jahre alte Bauwerk für rund 30 Millionen Euro sanieren. Der Betrieb mit Personenzügen ist gesichert.
Solingen. Die Zukunft der mit 107 Metern höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands ist gesichert. Die Deutsche Bahn will die 114 Jahre alte Müngstener Brücke im Bergischen Land, die die Städte Solingen und Remscheid verbindet, in den kommenden vier Jahren mit einem Investitionsaufwand von rund 30 Millionen Euro sanieren, damit der Betrieb mit Personenzügen auch in den nächsten vier Jahrzehnten gesichert ist. Das versicherte am Dienstag Reiner Latsch, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn in NRW, in Solingen den Vertretern der bergischen Städte. Hintergrund: An dem historischen Bauwerk ist der Stahl ermüdet, die Pfeiler sind verrostet.
Ein Jahr lang hatten unabhängige Gutachter die Brücke geprüft. Ergebnis: Die bislang vorliegenden Berechnungen zur Statik, Tragfähigkeit und Restnutzungsdauer belegen, dass eine Sanierung nicht nur technisch machbar, sondern auch wirtschaftlich vertretbar ist. Andernfalls hätte der Neubau einer Betonbrücke gedroht. Die Prüfer, die bereits jetzt Berechnungen im Umfang von über 3000 DIN-A4-Seiten vorgenommen haben, gehen davon aus, dass die Schienenfahrbahn- und Gerüstbrücke sowie die Lager des einmaligen Bauwerks zwar in erheblichem Umfang saniert werden müssen. Der Komplettaustausch beziehungsweise die Verstärkung einzelner Bauteile erhöhen jedoch die Restnutzungsdauer des Stahlkolosses auf 30 bis 80 Jahre, so Latsch.
Bereits im Sommer 2012 soll es eine sechswöchige Vollsperrung der Brücke geben, damit die Längsträger der Fahrbrücke ausgetauscht werden können. Auch in den Herbstferien wird es einen Schienenersatzverkehr zwischen den Städten Solingen und Remscheid geben. Dasselbe gilt für 2013, wenn weitere Teile der Gerüstbrücke verstärkt werden. 2014 und 2015 muss auf eine Fläche von umgerechnet zehn Fußballfeldern Rostschutzfarbe aufgetragen werden.
Keine Chance gibt es hingegen für eine Wiederaufnahme des Güterverkehrs über die Brücke. Dies lasse auch nach Sanierung die Statik der Brücke nicht zu, so Latsch. Offen ist noch, ob zum jährlichen großen Brückenfest, das Tausende von Eisenbahn-Fans anlockt, künftig wieder Museumsdampfloks rollen können. Die Fahrt auf der denkmalgeschützten Stahlbrücke war in den vergangenen drei Jahren immer wieder wegen Reparaturen unterbrochen oder stark eingeschränkt worden. So hatte die Bahn bei einem Antrag auf die höchstzulässige Zug-Tonnage vergessen, dass in einem Personenzug Reisende mitfahren. Das führte zu monatelangen Verzögerungen.