Muhammad Alis Tochter: "Mein Vater hasst den Hass"

Die Tochter von Box-Legende Muhammad Ali über dessen Leben.

Muhammad Ali war einer der erfolgreichsten Boxer des 20. Jahrhunderts, mit seinem politischen und religiösen Engagement war er nicht immer unumstritten. Regisseurin Clare Lewins hat ein Porträt gedreht, das nicht nur den Sportler, sondern auch den Familienmenschen Ali zeigen soll. Wegen seiner Parkinson-Erkrankung kann der 72-Jährige kaum mehr sprechen. Seine älteste Tochter Maryum erzählt von ihm.

Frau Ali, es gibt viele erfolgreiche Sportler — warum ist Ihr Vater so berühmt geworden?

Maryum Ali: Er hat einen Weg abseits von der Norm gewählt, er hat die amerikanische Verfassung herausgefordert. Man geht zur Schule und hört, dass alle Menschen gleichberechtigt sind und dass es Religionsfreiheit gibt. Aber wenn man in Kentucky zu dieser Zeit aufwächst, sieht man diese Verbotsschilder für Schwarze, man sieht Rassismus und Unterdrückung. Er hat gesehen, dass die amerikanische Verfassung nicht wirklich durchgesetzt wurde. Dann ist er zum Islam konvertiert, einer Minderheitenreligion in den USA. Er war ein Symbol für die Leute.

Im Film wird Muhammad Ali als sensibler Familienmensch dargestellt, im Boxring war er hart und zäh. Ein Widerspruch?

Ali: Nein. Wir zeigen alle unterschiedliche Seiten in unterschiedlichen Beziehungen. Boxen ist ein Sport, eine Strategie, es ist nicht barbarisch, es ist eine eigene Wissenschaft. Es ist eine Disziplin. Mein Vater wollte niemals jemandem bleibende Schäden zufügen. Er hasst Hass.

Im Film sieht man eine Szene, in der Sie als junges Mädchen nicht wollen, dass Ihr Vater den nächsten Kampf antritt. Erinnern Sie sich, warum?

Ali: Das war am Ende seiner Karriere. Meine Bitte kam nicht nur von einem Kind, das Zeit mit seinem Vater verbringen wollte, sie kam von einem Kind, das Angst um die Gesundheit seines Vaters hatte. Es war offensichtlich, dass seine Zeit abgelaufen war. Ich konnte es an seinem langsameren Sprachmuster sehen, an seiner Langsamkeit und seiner fehlenden Balance. Es ist schwierig, aufzuhören, wenn man ein Boxer ist, der nichts anderes gelernt hat.

Hat er nach seiner Karriere etwas gefunden, was ihn ähnlich glücklich gemacht hat?

Ali: Parkinson kam, und er hatte damit viele Jahre zu kämpfen. Er hat Lonnie Williams geheiratet, und sie hat ihm sehr geholfen. Er hat sich nach seiner Karriere darauf konzentriert, den Islam zu verbreiten. Wenn er reden könnte, würde er seine eigene Moschee leiten, kein Zweifel!