Badeunfall Nach Tod von Flüchtling soll ein Plakat vor Gefahren von Gewässern warnen
Kerken. Ein 23-jähriger Flüchtling aus dem westafrikanischen Guinea will sich am Montagnachmittag im Waldfreibad Eyller See in Kerken abkühlen, er springt ins Wasser, nach ein paar Schwimmzügen geht er unter.
Rettungskräfte bergen später seine Leiche. Und das, obwohl sein Begleiter, ein 24-jähriger Tunesier, gegenüber der Polizei sagte, sein Freund sei ein guter Schwimmer gewesen.
Die beiden Freunde waren nicht in der Flüchtlingsunterkunft Kerken untergebracht, hatten dort aber einige Nächte verbracht, wie der Ordnungsamtsleiter der Gemeinde, Frank Kittelmann, bestätigt. „Wir werden jetzt wohl eine viersprachige Grafik der DLRG zu allgemeinen Baderegeln in der Unterkunft aufhängen“, sagt Kittelmann. Der Waldsee sei etwa zwei Kilometer von der Flüchtlingsunterkunft entfernt und immer gut besucht. Ob es unter den Flüchtlingen in seiner Einrichtung Nichtschwimmer gibt, weiß Kittelmann nicht. Den tunesischen Freund des Verunglückten habe er nach dem Unfall noch zwei Nächte in der Unterkunft schlafen lassen. Grundsätzlich sei es kein Problem, wenn Flüchtlinge zu Besuch kämen.
Badeunfälle sind bei Flüchtlingen keine Seltenheit, sagt Achim Wiese, Pressesprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). In 2016 seien es 64 gewesen, die ertrunken sind. „Das liegt auch daran, dass viele Flüchtlinge eine ganz andere Verbindung zum Wasser haben, als wir es gewöhnt sind“, sagt Wiese. „In manchen Ländern ist man froh, wenn man Wasser zum Trinken hat. Geplanscht wird darin nicht. Und wer in diesen Ländern nicht gerade an der Küste wohnt, hat oft überhaupt keine Schwimm-Erfahrungen.“
Der junge Mann, der in Kerken ertrunken ist, konnte womöglich schwimmen. „Wahrscheinlich hat er die Gefahr des Wassers trotzdem nicht richtig eingeschätzt“, sagt Michael Ermers, Pressesprecher der Polizei im Kreis Kleve. „Sein Freund hat unseren Beamten erzählt, dass ihm sehr heiß gewesen sein soll und er sofort ins Wasser gesprungen ist.“ Die Staatsanwaltschaft habe eine Obduktion veranlasst, Ermers geht aber davon aus, dass es sich um eine Herz-Kreislauf-Attacke handelt.
„Wenn man in der Sonne liegt und dann ins Wasser springt, kann das schon mal einen Temperaturunterschied von 20 Grad bedeuten“, betont Achim Wiese von der DLRG. In der Landeshauptstadt Düsseldorf sei man in Flüchtlingsunterkünften für das Thema sensibilisiert, so ein Sprecher der Stadt. Das DLRG-Plakat hänge aus und der Pförtner suche das Gespräch mit Bewohnern mit Badehandtuch unter dem Arm.