Nackt-Cowboy will ins Rathaus
Der nur spärlich bekleidete Straßenmusikant Herby kandidiert in Düsseldorf für das Amt des Oberbürgermeisters.
Düsseldorf. Bei der Frage, ob seine Kandidatur auch eine Retourkutsche für den ganzen Ärger mit dem Rathaus ist, lächelt Herbert Nussbaum (55) verschmitzt: „Sagen wir mal: Es ist eine kleine Provokation.“ Diplom-Ingenieur Nussbaum kennen in Düsseldorf die meisten nur unter seinem Künstlernamen: „Herby — der NacktCowboy“. Herr Nussbaum, der nun Oberbürgermeister der Landeshauptstadt werden möchte, ist in seinem Beruf als Straßenmusiker nämlich nur mit knapper Badehose oder String-Tanga bekleidet — das ist sein Markenzeichen.
In der Partyzone Altstadt löst er so Sympathiestürme besonders bei nicht mehr ganz nüchternen Frauengruppen aus. Dass er verheiratet ist und eine Tochter hat, gibt er wohl deswegen nur zögerlich preis. An der vornehmen „Kö“ empfindet man ihn dagegen eher als Ärgernis, das die betuchte Kundschaft vergrätzen könnte. Einflussreiche Geschäftsleute hatten ihm das Ordnungsamt auf den Hals gehetzt, das ihm mit Geldbußen zusetzte.
Aber ein Verwaltungsrichter stoppte vor zweieinhalb Jahren den städtischen Verfolgungseifer mit deutlichen Worten: Der halbnackt musizierende Herby sei kein anstößiger Verstoß gegen die öffentliche Ordnung, sondern darf sich auf die Freiheit der Kunst berufen. Das war peinlich für die Rathaus-Oberen, die ihre Stadt gerne als weltoffene Kunst- und Kulturstadt präsentieren.
Sein großes Vorbild ist Robert Burck — der „Naked Cowboy“ aus New York. Und wie einst Burck in New York hat sich nun auch Herby in Düsseldorf zur Wahl angemeldet. Während Burck aber zurückzog, will Herby am 25. Mai Oberbürgermeister werden und Amtsinhaber Dirk Elbers (CDU) ablösen. 511 Unterschriften hatte er dafür „im String“ am Straßenrand gesammelt. Nun ist der freizügige Ex-DDR-Bürger Nussbaum auf Stimmenfang.
Doch die politische Konkurrenz hat offenbar Berührungsängste: Bei den Sozialdemokraten befürchtet man, dass Nacktkandidat Nussbaum im ersten Wahlgang entscheidende Stimmen kosten könnte. Und als Herby zufällig CDU-Bürgermeister Friedrich Conzen über den Weg läuft, hat der es sehr eilig.
Herbert Nussbaum will aber nicht nur Spaß-Kandidat sein, dem es doppeldeutig um „Offenheit und Transparenz“ geht, sondern auch als politischer Mensch Gehör finden. Das geplante Freihandelsabkommen mit den USA und der Zustand des Planeten treiben ihm tiefe Sorgenfalten auf die Stirn.
Er sei „eher links“, sagt der gebürtige Berliner mit dem roten Cowboy-Hut. Sollte er nicht in die Stichwahl kommen, werde er deswegen seinen Wählern auch empfehlen, den SPD-Herausforderer zu wählen — „als kleineres Übel“.
Falls er aber die Wahl gewinne, sagt Herby, dürften Jugendliche in Düsseldorf kostenlos ins Theater und in die Oper. Er sei auch für die Mietpreisbremse und für mehr Proberäume für Musiker — und eine Reihe von Schulen gehörten dringend saniert.