Naturparadies wird Todesfalle für deutsche Wintersportler
Vermutlich hat der Hubschrauber, der die Touristen in die abgelegene Region Kamtschatka brachte, die Lawine ausgelöst. Sechs Deutsche und fünf Russen sterben.
Moskau. Das unberührte Naturparadies Kamtschatka in Russland ist für sechs deutsche Wintersportler und fünf Russen zur Todesfalle geworden. Um 16.15 Uhr Ortszeit begann für die Abenteuer-Touristen der Alptraum: Gerade erst waren sie aus einem Hubschrauber geklettert, der sie inmitten von Vulkanen und Geysiren abgesetzt hatte. Da ging plötzlich eine Lawine ab, vermutlich ausgelöst von dem Helikopter.
Die sechs deutschen Touristen und fünf Russen, darunter Besatzungsmitglieder, starben. Fünf weitere Deutsche, ein Belgier und ein anderer Passagier brachten sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit. Die Opfer wurden unter bis zu 15 Metern hohen Schneemassen begraben. Retter suchten das unwegsame Gelände ab. Der Funkkontakt zum Hubschrauber war abgebrochen.
Die Suche ist beschwerlich: Die Unglücksstelle ist schlecht zu erreichen. In der Nacht fallen die Temperaturen auf klirrende minus 20 Grad.Eigentlich sollte der Trip in die malerische Landschaft für die Wintersportler ein unvergessliches Abenteuer werden. Mit dem Hubschrauber waren sie auf den Dukum-Pass geflogen, etwa 70 Kilometer südwestlich der Stadt Jelisowo. Von hier wollten sie sich auf Skiern und Snowboards die steilen Hänge hinabstürzen.
"Heli-Skiing" nennen das die Abenteurer. Doch das spektakuläre Vergnügen wurde zum Alptraum. Organisiert hatte den Ausflug der baden-württembergische Veranstalter Flory Kern aus Schonach. Kern, der sich sofort auf den Weg nach Russland machte, sei tief betroffen, teilte sein Unternehmen mit.
Dass der Hubschrauber die Lawine ausgelöst haben könnte, halten Experten für möglich. "Durch die Vibrationen, die vom Lärm des Hubschraubers ausgehen, passiert das häufiger", sagt ein Experte der Polizei.Insgesamt waren 18 Menschen an Bord, darunter neben 11 Skitouristen zwei deutsche und ein russischer Bergführer, drei russische Besatzungsmitglieder sowie der Enkel des Piloten.
Unter den Touristen waren neun Deutsche sowie der Belgier und ein Russe. Nach Angaben des Reiseunternehmers stammten zwei der deutschen Opfer aus Bayern, zwei aus Nordrhein-Westfalen und eines aus Baden-Württemberg.Die Region Kamtschatka gilt bei wohlhabenden Touristen als Geheimtipp für Abenteuerreisen.
Außer Ski- und Snowboard-Fahrern kommen auch Naturfans und Angler auf ihre Kosten - in den zahlreichen Flüssen tummeln sich Lachse, tausende Bären bevölkern das erdbebengefährdete Gebiet. Straßen gibt es in diesem abgeschiedenen Teil der Welt in der Nähe zu Japan kaum. Auch deshalb sind Hubschrauber auf der Halbinsel ein übliches Verkehrsmittel.