Neue Erkenntnisse zu Dix' „Der Krieg“ - Ausstellung
Dresden (dpa) - Der Maler Otto Dix hat die Tafeln seines berühmten Triptychons „Der Krieg“ mehrfach übermalt. „Er veränderte dabei stark die Kompositionen und arbeitete die Bilder komplett um“, sagt Birgit Dalbajewa, Konservatorin der Galerie Neue Meister Dresden.
Das fanden Experten bei der erstmaligen umfangreichen Untersuchung des Werkes im Vorfeld der Schau „Otto Dix. Der Krieg - Das Dresdner Triptychon (5. April bis 13. Juli) zum Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren heraus.
„Es war bisher nicht in dem Maße bekannt, dass die Arbeit ein vier Jahre langer, quälender und spannungsvoller Prozess war“, sagte Dalbajewa am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Dies verdeutliche auch ein bisher unveröffentlichtes Foto von 1929, das einen Zwischenzustand zeigt. „Dix hat sehr spät dem Soldaten, der im linken Flügel einen Verwundeten aus dem Inferno hinaus schleppt, seine Züge gegeben, als Zeuge des Geschehens.“
Das Monumentalwerk gehört seit 1968 zum Bestand der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Die Schau dokumentiert die neuesten Forschungsergebnisse zu dem Triptychon, dessen Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte, den Überlegungen des Künstlers, seiner Maltechnik und dem historischen Umfeld. Die vier Holztafeln waren unter anderem mit moderner Strahlendiagnostik wie Röntgen, UV- und Infrarotlicht betrachtet worden.
Zudem sind erstmals die Vorzeichnungen gemeinsam zu sehen, ebenso wie Kartons und verschiedene Malversionen und der 50 Blätter umfassende Radierzyklus „Der Krieg“ von 1924 aus dem Kupferstich-Kabinett. Dazu kommen Zeichnungen und Gouachen, die Dix als Soldat zwischen 1915 und 1918 im Schützengraben geschaffen hat, und neu gewonnene Erkenntnisse zu dessen Einsatz an der Front. „Er wurde als tüchtiger Gewehrführer ausgezeichnet“, berichtete Dalbajewa. Zeithistorische Dokumente wie Feldpostkarten und Plakate aus der Zeit komplettieren den Rundgang.
„Der Krieg“ ist die erste von drei großen Sonderausstellungen im April. „Jede eröffnet neue überraschende Blicke auf faszinierende Bereiche der Kunst“, sagte SKD-Generaldirektor Hartwig Fischer. Die Galerie Neue Meister zeigt zudem die Ägypten-Reiseeindrücke von Paul Klee und Max Slevogt, im Residenzschloss präsentieren die SKD „Die Dinge des Lebens“ zu sehen.
„Nach Ägypten“ zeigt die 1914 und 1928/1929 entstandenen Gemälde der Reisen von Slevogt (1868-1932) und Klee (1879-1940) nach Nordafrika. Die Gemälde sind erstmals zusammen und mit weiteren Arbeiten der Künstler auf Papier, Fotografien und Dokumenten sowie Zeugnissen altägyptischer Kunst zu sehen. „Ägypten diente über Jahrhunderte weg vielen Malern als Inspirationsquelle“, teilten die SKD mit.
Slevogt verarbeitete die Eindrücke einer Reise von Kairo bis Assuan 1914 in einem wahren Schaffensrausch. Mit 17 Gemälden befindet sich der Großteil der Serie in Dresden, die als ein Höhepunkt in der Ölmalerei des deutschen Impressionismus gelten. Mehr als 80 Werke des Bauhaus-Künstlers Klee - Leihgaben privater Sammler und renommierter Museen aus dem In- und Ausland - zeugen von der Beschäftigung mit dem Orient und Ägypten, bis zur Adaption der Hieroglyphenschrift.
99 Schalen aus den Tiefen der Depots aller Museen der SKD indes werden in der Schau „Die Dinge des Lebens“ des Philosophen Wolfgang Scheppe mit konzeptueller Fotografie des Italieners Franco Vimercati (1940-2001) konfrontiert.