Neugierde erwünscht: Zu Beginn der Lehre viel fragen
Berlin (dpa/tmn) - Zu spät kommen, alles besser wissen und unhöflich sein: Wer so als neuer Lehrling auftritt, hinterlässt keinen guten Eindruck. Stattdessen sollten Lehrlinge lieber genau beobachten und viele Fragen stellen.
Die Schule ist beendet und der Ausbildungsvertrag unterschrieben: Jetzt kann der Start ins Berufsleben richtig losgehen. In den ersten Tagen im Betrieb gibt es aber jede Menge Fettnäpfchen, in die neue Lehrlinge hineintappen können. „Das Wichtigste ist zunächst, dass man sympathisch beim Chef und den Kollegen rüberkommt, dann ist schon mal viel gewonnen“, sagt Carolin von Richthofen, Karriereberaterin in Berlin. Neben dem Knüpfen von Kontakten sei es wichtig, ständig die Augen offenzuhalten, um zu sehen, wie der Hase im Betrieb läuft.
Ein absolutes Tabu seien Unpünktlichkeit und schlechtes Benehmen. „Der Azubi sollte schon früh versuchen, ein Gefühl für die Erwartungen zu bekommen, die an ihn gestellt werden“, sagt von Richthofen. Die goldene Regel laute dabei, das richtige Maß zwischen Selbstständigkeit und Teamfähigkeit, zwischen Geschwindigkeit und Genauigkeit zu finden.
Ein fataler Fehler, den viele in der Anfangszeit der Ausbildung machten, sei es außerdem, keine Fragen zu stellen und mit Scheuklappen durch den Betrieb zu gehen. Die Einstellung „Das kann ich eh schon alles“ komme weder beim Chef noch bei den Kollegen gut an.
Das bestätigt auch Nora Zinsmeister. Die Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit in Stuttgart betont, wie wichtig es sei, Interesse am Beruf und am Unternehmen zu signalisieren. „Nachzufragen ist immer gut, wenn man immer alles nur abnickt, wird einem das schnell als Desinteresse ausgelegt - außerdem sind da die Fehler beim Arbeiten schon vorprogrammiert.“ Allerdings wundere sie sich bisweilen, mit welcher Einstellung so mancher künftige Azubi zum Gespräch bei ihr komme. Schon an der Körperhaltung, an der Kleidung und am Benehmen könne sie oftmals erkennen, ob ein Jugendlicher tatsächlich Lust darauf habe, den gewählten Beruf zu erlernen. So sollte es eigentlich selbstverständlich sein, dass Jugendliche mit sauberen und unverknitterten Anziehsachen in der Firma erscheinen. Oft hapere es jedoch schon an so grundsätzlichen Dingen.
Zinsmeister empfiehlt angehenden Auszubildenden zudem, vor dem Beginn der Lehre ein mindestens einwöchiges Praktikum zu machen, um das Team kennenzulernen. Denn so könnten beide Seiten schon einmal vorfühlen, ob die Zusammenarbeit klappen könnte.
Und noch etwas sei wichtig: Bei Handwerksberufen, bei denen man schon früh morgens anfangen müsse, sei ein Arbeitsplatz, der nah am Wohnort ist, von Vorteil. „Wenn man früh morgens schon eine lange Anfahrt hat, bleibt die Motivation eher auf der Strecke.“
Neben täglich pünktlichem Erscheinen am Arbeitsplatz rät René Rudolf vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) in Berlin zudem allen Auszubildenden, auch die Berufsschule nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. „Die Zeit an der Schule sollte durchaus ernst genommen werden, denn auch das Benehmen, das man dort an den Tag legt, bleibt dem Arbeitgeber in der Regel nicht verborgen.“
Machen Jugendliche am Beginn der Lehre negative Erfahrungen in ihrem Ausbildungsbetrieb, sollten sie nicht gleich das Handtuch werfen. „Azubis sollten erst kündigen, wenn sie einen neuen Betrieb gefunden haben, der sie übernimmt“, betont Rudolf. Denn oft sei es gar nicht so leicht, eine andere Lehrstelle zu finden. Eine Kündigung sollte daher gut überlegt werden.
Kommt es zu Problemen im Betrieb, sollten Auszubildende die Lösung des Konflikts nicht auf die lange Bank schieben. Merken Lehrlinge, dass sie die Aufgabenstellung nicht verstehen oder die Erklärung, wie sie eine Aufgabe angehen müssen, sollten sie gleich nachfragen.