Neustart - So gelingt die Ankunft in der Uni-Stadt
Augsburg (dpa) - Mit Augsburg verband Alina (22) bis zu ihrem Studienbeginn nicht viel. Bis zum Abitur war sie im Rheinland zu Hause. Danach wollte sie Medien- und Kommunikationswissenschaften studieren und bewarb sich bundesweit.
In Augsburg bekam sie über das Losverfahren einen Platz.
Die erste Wahl war die Stadt in Bayern nicht. „Am Ende dachte ich, dass der Studiengang wichtiger ist als der Studienort, und habe mich eingeschrieben“, sagt Alina. Der Umzug nach Augsburg war für sie eine Herausforderung: „Natürlich hatte ich ein wenig Bammel vor diesem Schritt. Du wohnst das erste Mal alleine, musst dich alleine organisieren und kennst keinen.“
Neue Stadt, neues Umfeld und neue Leute: Für viele beginnt so das Studium. Nicht immer haben Abiturienten Einfluss darauf, in welcher Universitätsstadt sie landen. Manchen verschlägt es an einen Ort, an dem er niemanden kennt. Sich dann ein neues Leben aufzubauen, ist eine Herausforderung. Nicht jedem fällt das Abnabeln von zu Hause leicht. „Mit dem Weggehen verliert man die vertraute Umgebung und vieles, was bisher im Leben bedeutsam war“, erklärt die Psychologin Marion Sonnenmoser. Das kann unsicher, verletzlich und hilflos machen.
In der Folge zieht sich mancher erst einmal zurück. Ein Fehler, denn Heimweh wird nicht dadurch besser, dass Studierende sich einigeln, sagt Wilfried Schumann. Er ist Leiter des Psychologischen Beratungs-Service von Universität und Studentenwerk Oldenburg. Besser ist es, aktiv zu werden und die neuen Möglichkeiten vor Ort zu entdecken. „Wo und mit wem kann ich mein Hobby, meinen Sport oder mein politisches Interesse in der neuen Umgebung ausüben? Welche Optionen tun sich auf?“ Die Angebote an der Hochschule bieten dafür Möglichkeiten: „Auf diese Weise kann man ein neues soziales Umfeld aufbauen, und automatisch wird das Heimweh geringer.“
„Rausgehen und Kontakt suchen“, rät auch Jutta Vaihinger vom Studierendenservicecenter der Universität Düsseldorf. Leicht gelingt das auf den Einführungsveranstaltungen, welche die Fakultäten, Fachschaften oder der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) anbieten. „Auf den Veranstaltungen ist man nie der Einzige, der neu ist und sich gerade unwohl fühlt.“
Keine gute Idee ist es dagegen, ständig mit den besten Freunden oder mit den Eltern zu telefonieren, die zu Hause geblieben sind. Das führe im Extremfall dazu, dass via Facebook und Mobiltelefon eine Standleitung nach Hause existiert, sagt Schumann von der Universität Oldenburg. Dadurch halten sich Studierende weiter in der ihnen vertrauten Welt auf, anstatt sich auf die neue Situation einzulassen. Hier hilft ein wenig Entzug: „Das mag zwar anfangs wehtun, schafft aber den Raum und die Motivation dafür, sich stärker um Kontakte am Studienort zu bemühen“, sagt Schumann.
Wer bemerkt, dass das Heimweh trotz allen Bemühungen nicht nachlässt, sollte sich an die psychologische Beratungsstelle der Universität wenden. „Oft ist es hilfreich, mit einem professionellen Ansprechpartner gemeinsam zu überlegen, welche Auswege man bisher noch übersehen hat“, sagt Schumann. Manchmal reicht es schon, mit einer dritten Person über das Heimweh zu reden. Im Gespräch mit dem Psychologen wird dann zum Beispiel geklärt, woher das Heimweh kommt. Das kann fehlende Erfahrung oder mangelnde Selbstsicherheit sein oder sogar ein schlechtes Gewissen, dass man die Eltern alleingelassen hat. „Da versuchen wir dann zu beleuchten, ob diese Gefühle eine Entsprechung haben oder sich die Bedenken ausräumen lassen“, erläutert Vaihinger.
Es kommt manchmal auch vor, dass Studierende das Studium abbrechen wollen, weil sie sich nicht in die neue Situation einfinden können, erzählt Vaihinger. „Da muss dann im Gespräch abgeklärt werden, woher dieses Gefühl kommt.“ Aber es müsse auch möglich sein zu gehen. Nicht immer ist die Entscheidung, die Heimat zu verlassen, die richtige: „Manche Menschen fühlen sich da, wo sie sind, wohl. Sie haben aber das Gefühl, dass sie weggehen müssen, weil sie das von ihrem Umfeld so mitbekommen.“
Alina hat sich mit Augsburg am Ende schnell angefreundet. Sie ist in eine WG gezogen und hat an vielen Uni-Veranstaltungen teilgenommen und so Anschluss gefunden. Anderen rät sie: „Seid offen. Geht raus, auch wenn ihr eigentlich keine Lust habt.“ Der Start sei für manchen schwer, aber mit der Zeit wird es besser.