Typische Fehler im ersten Semester - Professoren packen aus

Saarbrücken (dpa) - Raus aus der Schule, rein in die Uni: Wer mit dem Studium beginnt, betritt unbekanntes Terrain. Für Erstsemester gibt es viele Fragen, viel Unsicherheit und viel zu erleben. Fehler gehören leider dazu.

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So manches Verhalten der Neulinge treibt Dozenten Jahr für Jahr in den Wahnsinn. Drei Professoren erzählen von den häufigsten Schnitzern, die Studienanfängern immer wieder passieren - und wie man sie vermeiden kann.

Schlecht informiert sein: Den ersten Fehler machen Unineulinge oft schon, bevor das Studium losgeht. Ständig gibt es neue Studiengänge. Wer seine Wunschfachrichtung nicht genau unter die Lupe nimmt, ist bei Studienbeginn oft enttäuscht. „Viele wissen gar nicht, wie ihr Studiengang genau aufgebaut ist“, sagt Andreas Schütze, Professor für Messtechnik an der Universität des Saarlandes. Manche brechen das Studium dann frühzeitig ab. „Das ist für beide Seiten frustrierend“, erklärt der Professor.

Wer sich vorher Modulhandbücher und Studiengangsbroschüren genau ansieht, kann böse Überraschungen vermeiden. Meistens sind alle Informationen zum Studium online verfügbar. Banal, aber nützlich: Im Internet finden sich meist auch Lagepläne des Unigeländes und der einzelnen Räume. „Ich erlebe es immer wieder, dass Studenten am Anfang in den Gebäuden umherirren“, erzählt Marius Grundmann, der an der Universität Leipzig Experimentalphysik lehrt. Wer rechtzeitig nachsieht, erspart sich den Orientierungslauf auf dem Campus und die Entschuldigung fürs Zu-spät-Kommen.

Anfangsphase verschlafen: An den meisten Unis gibt es mit Vorkursen, Einführungsveranstaltungen, Bibliotheksführungen und Ersti-Wochenenden jede Menge Angebote für Erstsemester. Die Professoren raten, diese Vielfalt zu nutzen. „Man kann in keiner Einführungsveranstaltung zu viel gewesen sein“, erklärt Thorsten Friedrich, Professor für Biochemie an der Universität Freiburg. Bei den Terminen werden sowohl organisatorische Dinge geklärt als auch erste Bekanntschaften mit den Kommilitonen geschlossen - wichtig, wenn man später Lerngruppen und Partner für Referate sucht.

Zu viel Nachtleben: Auch wenn es schwerfällt - „ich würde auf keinen Fall die ganze Zeit Party machen“, rät Andreas Schütze. Die Anfangsphase ist extrem wichtig. Wer hier aussteigt, kommt manchmal das ganze Semester nicht mehr hinterher. Nicht nur beim Feiern, sondern auch beim Nebenjob halten sich Erstsemester besser zurück. „Wenigstens das erste Semester sollte man nicht nebenher arbeiten. Da braucht man Zeit, um sich einzugrooven“, erklärt Schütze. Eine gute Lösung ist später eine Stelle als studentische Hilfskraft. „Da ist man räumlich angebunden und lernt noch was dabei“, erklärt er.

Zeit absitzen: Ja, Vorlesungen können anstrengend und langweilig sein. Noch anstrengender werden sie, wenn die Hälfte der Leute nur pro forma da ist. „Anstatt zu stören, kann man den Stoff dann in Heimarbeit machen“, schlägt Marius Grundmann vor. Studenten, die seine Vorlesungszeit für ihr Frühstück nutzen oder währenddessen den Schlaf der letzten durchfeierten Nacht nachholen, könnten genauso gut zu Hause bleiben. „Wenn mich eine Vorlesung nicht interessiert hat, habe ich das in meinem Studium auch so gemacht“, erzählt er.

Keine Fragen stellen: Fragen stellen ja, nerven nein, lautet hier die Devise. „Mann muss die Balance finden zwischen unnötigen Fragen und gar keinen Fragen“, sagt Schütze. Dann sollten Erstsemester auch noch den richtigen Ansprechpartner finden: „Es bringt nichts, wenn mich Leute nach ihrem Praktikum fragen. Dafür gibt es Praktikumsleiter“, erklärt Dozent Friedrich. Für fachliche Fragen sind die Professoren jedoch die richtigen Adressaten. Für Organisatorisches oder das Passwort für das Uni-Computersystem sprechen Studis aber besser zunächst ihre Kommilitonen oder die entsprechenden Beratungsstellen an.

E-Mails ignorieren: Es mag der Facebook- und Whats-App-Generation komisch vorkommen, aber an der Uni wird hauptsächlich per E-Mail kommuniziert. „Wir haben manchmal Schwierigkeiten, Studenten per E-Mail zu erreichen“, erklärt Dozent Schütze das Problem. Also: Regelmäßig das Postfach überprüfen. Wer eine Uni-E-Mail-Adresse bekommt, kann diese meistens auf sein privates Postfach umleiten lassen. Dann fällt der Überblick leichter. Was Professoren bei Mails von Studenten außerdem erfreut: „Anrede und ein Name darunter, am besten mit Studiengang und Fachsemester“, sagt Schütze.