Nick D’Aloisio: Wunderkind der Internet-Szene

Der 17-jährige Brite Nick D’Aloisio hat für ein Vermögen ein Programm an den Online-Giganten Yahoo verkauft.

London. An irgendeiner Abkürzung beim Pauken für die Geschichtsklausur tüftelt wohl jeder Schüler. Nur einer ist damit jetzt richtig reich geworden: Nick D’Aloisio hat vom Internet-Giganten Yahoo nach Branchenberichten 23 Millionen Euro für ein Handy-Programm bekommen, das lange Texte auf übersichtliches Taschenformat schrumpft. Über eine Million Nutzer hatten seine App heruntergeladen.

Er ist das neue Wunderkind der Internet-Szene: Ein blasser 17-Jähriger aus Wimbledon, dessen Arbeitsort der Schreibtisch im Kinderzimmer ist. Fürs Fernsehteam der BBC hat er extra aufgeräumt; das Konzept hinter seiner App erklärt er den Kameraleuten, indem er die Skizzen auf dem Teppichboden ausbreitet.

So sieht er aus, der jüngste, rasend schnell reich gewordene Vorstandschef der Branche. Als „nächster Mark Zuckerberg“ wird er bereits gehandelt — ein Kompliment, das er so freundlich-enthusiastisch aufnimmt wie überhaupt alles, was das Leben ihm so in den letzten zwei Jahren präsentiert hat.

D’Aloisio hat sich Programmieren und das Spiel mit Algorithmen selbst beigebracht. Seit dem zwölften Lebensjahr entwickelt er voll funktionsfähige Mini-Programme für Smartphones, inspiriert durch Lösungen, die seinen eigenen Alltag einfacher oder witziger machen sollen. So war es auch mit „Summly“, einer App, die die vielen langen Texte im Internet an Handy-Bildschirmgröße anpasst. Lästiges Klicken durch Google-Suchergebnisse entfällt damit — Summly bringt die wichtigsten Punkte eines Themas in maximal 400 Wörtern wie eine Vorschau aufs Mobiltelefon. Für Nutzer, die viel im Netz unterwegs sind, aber wenig Zeit haben, soll dies eine Hilfe sein.

„Die Idee kam mir vor zwei Jahren, als ich eine Geschichtsklausur vorbereiten sollte“, erzählt Nick D’Aloisio. „Mir schien dieses Klicken mit der Maus in Suchergebnissen einfach viel zu umständlich. Ich wollte einen Weg finden, mit dem die Ergebnisse, die ich so mühsam sammeln musste, einfach in Form einer Stichpunktliste daher kommen würden.“

Der Rest der Geschichte ist ein Raketenstart. D’Aloisio schreibt Brancheninsider an, imponiert den ganz Großen mit seiner klaren Art. „Bei ihm gab es keine Unsicherheit, kein Zögern, kein Ähm und kein Hmm“, erinnert sich ein Investor.

2011 fließt üppiges Startkapital, darunter von Stars wie Yoko Ono und Ashton Kutcher. Der Londoner Teenager jettet zwischen England, San Francisco und New York hin und her. Zehn Mitarbeiter setzen mit ihm die Idee um — erfolgreich: 90 Millionen Zusammenfassungen erstellt Summly in nur einem Jahr für Nutzer. Dann wird Yahoo auf das Nachwuchstalent aus Wimbledon aufmerksam.

„Der ganze Rummel war überwältigend, aber schön“, sagt D’Aloisio. Yahoo hat ihm seine Entwicklung abgekauft, um sie in den eigenen Service zu integrieren. Einen Arbeitsvertrag für den Neu-Millionär in den Büros des Internetgiganten im Londoner Stadtteil Soho gibt es obendrein. Abi will der 17-Jährige nun nach Feierabend machen. Nächstes Ziel: Philosophie in Oxford studieren und nebenher noch ein paar andere Ideen zu Firmen werden lassen.