Nie die Kinski-Tochter gewesen

Nastassja Kinski weint bei Lanz im TV und spricht über ihren Vater Klaus.

Düsseldorf. „Ich war nie die Tochter von Klaus Kinski“, sagt Nastassja Kinski (52) mit brüchiger, fast kindlicher Stimme zu Markus Lanz in seiner ZDF-Talkshow. Sie wirkt fahrig, nestelt an ihrem Kleid herum.

Lange lebt die 52-Jährige bereits in den USA. Deutsch zu sprechen, scheint ihr schwerzufallen. Sie möchte mit Lanz über das „Reifezeugnis“, den Skandal-„Tatort“ aus dem Jahr 1977, reden — nicht über ihren Vater.

Nastassja Kinski tritt erstmals in einer deutschen Fernsehsendung auf, nachdem ihre Halbschwester Pola (61) publik gemacht hatte, dass ihr 1991 verstorbener Vater Klaus sie jahrelang sexuell missbraucht haben soll.

Der Talkshow-Moderator in Markus Lanz muss den Spross des wohl exzentrischsten Egomanen der deutschen Theater-, Film- und Fernsehgeschichte nach dem Vater, der „Überfigur“ fragen — und tut es auch. Nastassja Kinski, ganz in schwarz gekleidet, bricht daraufhin kurz in Tränen aus. „Ich habe nicht gedacht, dass man den Namen erwähnt“, schluchzt sie. Die Tränen sind ihr offensichtlich peinlich „vor allen Leuten“.

Emotionale Reaktionen — dafür war bisher ihr Vater, den sie nie als solchen erlebt hat, berühmt und auch berüchtigt. Legendär ist die Publikumsbeschimpfung während seiner „Jesus Christus Erlöser“-Inszenierung 1971. Unvergessen auch sein Auftritt 1977 in der WDR-Talkshow „Je später der Abend“. Die Fragen von Reinhard Münchenhagen beantwortete er nicht, legte sich schließlich mit einem Zuschauer an.

Im Gegensatz zum Vater geht Nastassja Kinski ein Vierteljahrhundert später auf Lanz’ Fragen ein — antwortet noch immer sichtlich nervös. Die Trennung vom Vater sei eine Befreiung gewesen. „Mein Vater hat meine Mutter immer so kleingehalten“, erzählt Kinski, die mit ihren drei Kindern in Los Angeles lebt. Markus Lanz fragt nach den Wutausbrüchen von Klaus Kinski: „Waren die eine Masche oder war er so?“ „Er war so“, antwortet die Tochter nach einer langen Pause knapp. Es scheint, als wolle sie nicht zu viel preisgeben.

Kurz vor seinem Tod hatte Klaus Kinski in „Ich brauche Liebe“ geschildert, dass er sich von Nastassja angezogen gefühlt habe, als die beiden 1979 während Dreharbeiten eine Vater-Tochter-Woche miteinander verbrachten.

Übergriffe wie den sexuellen Missbrauch, den die ältere Tochter Pola dem gemeinsamen Vater in ihrem Buch „Kindermund“ unterstellt, bestreitet Nastassja Kinski gleich nach der Publikation. Die Anfang dieses Jahres erschienene Autobiografie der Schwester habe Nastassja bisher nicht lesen können, sagt sie. Lanz hakt erneut nach: „Zu schmerzhaft?“ Nastassja Kinski nickt.