Covid-19 Niedrige Coronavirus-Todesrate in Deutschland: Gründe unklar

Kopenhagen/Genf · Warum ist die Todesrate unter Corona-Infizierten in Deutschland deutlich tiefer als in den meisten anderen Ländern?

Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Foto: dpa/Chen Junxia

Die Experten wissen es nicht, ist die Antwort der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Der in der WHO-Region Europa für das Management ansteckender Krankheiten zuständige Arzt Richard Pebody sagte am Dienstag, es könne etwa darin liegen, dass die einzelnen Staaten der Erde die Fälle mehr oder weniger genau zählen oder tatsächlich an der Qualität der Behandlung. „Wir müssen natürlich untersuchen, ob diese Unterschiede real sind“, sagte Pebody.

Die europäischen Länder sollten stärker zusammenarbeiten, vor allem etwa bei der Beschaffung von Schutzmaterial für medizinisches Personal im Gesundheitsdienst, forderte der WHO-Regionaldirektor Europa, Hans Kluge. „Wir sehen aber eine positive Dynamik“, meinte er. Es sei normal, dazu zunächst jedes Land allein vorpresche, im Laufe der Zeit wachse aber die Einigkeit über den richtigen Weg vorwärts. Die Länder verfolgten gemeinsame Prinzipien zur Eindämmung des Virus Sars-CoV-2, jedes Land bestimme aber individuell, wie es diese Prinzipien am besten umsetzen könne. „Der Schutz der Bevölkerung, die sozialen und wirtschaftlichen Folgen und die Menschenrechte müssen im Einklang gehalten werden“, sagte er.

Das in Großbritannien und den Niederlanden diskutierte Konzept das Virus mehr durch die Herdenimmunität und weniger durch strikte Isolation zu bekämpfen, sehen die WHO-Experten skeptisch. Gemeint ist damit, dass sich eine gewisse Immunität in der Gesellschaft aufgebaut hat, wenn grob 60 Prozent der Bevölkerung infiziert sind. Man wisse noch zu wenig über das Virus, sagte Dorit Nitzan, WHO-Koordinatorin für Notlagen. Sich auf das Konzept der Herdenimmunität zu verlassen, sei nicht ratsam.

Zur WHO-Europa-Region gehören 53 Länder, darunter neben der EU etwa auch Russland, die Türkei, Israel, Usbekistan und Aserbaidschan.

(dpa)