Niki Lauda: Der Mann mit vier Geburtstagen
Porträt: Niki Lauda ist dem Tod schon dreimal von der Schüppe gesprungen. Am Sonntag wird er 60 Jahre alt.
Wien. Er überlebte die Flammenhölle auf dem Nürburgring und lebt mit zwei Spendernieren. Eigentlich könnte Niki Lauda in jedem Jahr viermal Geburtstag feiern. Doch aus großen Feiern macht der Österreicher sich nichts und würde auch am kommenden Sonntag, an dem er 60 Jahre alt wird, "am liebsten mit meiner Frau Birgit und unseren beiden Hunden zu viert essen gehen".
Nun gibt es immerhin eine kleine Feier auf Ibiza, mit seiner ersten Frau Marlene, den Söhnen Lukas und Mathias und drei, vier Freunden. "Ein Geburtstag war mir schon immer wurscht", meint der Mann mit dem markanten roten "Kapperl".
Vielleicht müsste er sonst auf zu viele markante Jahrestage achten. Am 1. August 1976 überlebte er auf der Nürburgring-Nordschleife den Unfall, bei dem sein 500-PS-Ferrari in Flammen aufging und er nach 40 qualvollen Sekunden gerettet wurde. Noch heute spricht er sarkastisch von "meinem Barbecue". Auch die Nierentransplantationen - 1997 von seinem Bruder Florian und 2005 von seiner heutigen zweiten Frau Birgit - könnte er als Geburtstage ansehen.
Lauda ist ein Stehaufmännchen - sportlich, privat und beruflich. Der Ferrari-Pilot stammt aus einer Industriellen-Familie, hat sich seine allerersten Schritte im Rennsport aber als Lastwagen-Beifahrer selbst finanziert. Nur 42 Tage nach dem Crash in der Eifel kehrte er in die Boxengasse zurück - als ob es das Koma, die Verätzungen der Lunge, die schweren Verbrennungen und die letzte Ölung nie gegeben hätte. Er fuhr wieder Rennen und hätte beinahe sogar seinen WM-Titel aus der Vorsaison erfolgreich verteidigt. Beim letzten Saisonrennen in Fuji aber steuerte er seinen Ferrari im Sturzregen freiwillig an die Box und überließ seinem britischen Kontrahenten James Hunt den Titel. "Ich wollte mich nicht ein zweites Mal umbringen", sagte er später.
Im Jahr darauf holte er sich den Titel zurück. 1979 verabschiedete er sich erstmals aus der Königsklasse, um sich seiner neu gegründeten Fluglinie Lauda Air zu widmen. 1982 kehrte er bei McLaren in die Formel 1 zurück und holte 1984 seinen dritten WM-Titel. 1985 legte er den Helm endgültig ab. Ganz ohne Rennsport geht es aber nicht: Er wurde Berater für Ferrari (1993 - 95) und Jaguar (2001 - 2002); seit 1995 analysiert er die Formel-1-Rennen für RTL.
Seine Fluglinie machte er zu einem profitablen Unternehmen. Im Jahr 2000 verkaufte er es an den großen Konkurrenten Austrian Airlines. Doch auch in diesem Bereich musste Lauda Rückschläge verkraften, den schlimmsten am 26. Mai 1991. Eine Boeing 767 stürzte auf dem Weg von Bangkok nach Wien kurz nach dem Start in Thailand ab und riss 223 Menschen in den Tod.
"Das war die schwierigste Aufgabe in meinem Leben", sagt Lauda, der in den Untersuchungen so lange nachbohrte, bis eine defekte Schubumkehr als Absturzursache ermittelt wurde. "Sie musste weltweit auf allen Flugzeugen, nicht nur in den Boeings, umgebaut werden. Jetzt kann so ein Problem nicht mehr auftauchen."
Im Luftfahrtgeschäft ist er heute wieder tätig, hat 2003 die Fluglinie Niki gegründet, an der Air Berlin 24 Prozent hält. Bis heute sitzt er regelmäßig im Cockpit, ist stolz darauf, dass er alle halbe Jahre wieder die ärztliche Prüfung locker besteht: "Das Schönste ist heute, dass ich immer noch gesund am Leben bin und jeden Tag entscheiden kann, was ich machen will. Und dass ich guter Laune bin."