Norwegerin in Dubai nach Vergewaltigungsurteil begnadigt
Oslo/Dubai (dpa) - „Jetzt bin ich frei. Endlich“, sagte Marte Deborah Dalelv dem norwegischen Fernsehsender NRK. „Ich bin so überglücklich.“ Fast eine Woche hatte die 24-jährige Norwegerin um ihre Freiheit gebangt.
Ein Gericht in Dubai hatte sie zu einer Haftstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt, nachdem sie in einer Anzeige angegeben hatte, von einem Kollegen vergewaltigt worden zu sein. Doch der arabische Richter glaubte ihr nicht. Er wollte die 24-Jährige wegen Alkoholmissbrauchs und außerehelichem Geschlechtsverkehr ins Gefängnis stecken. Am Montag wurde sie begnadigt.
Das Urteil hatte in Norwegen und anderen Ländern Empörung ausgelöst. Menschenrechtsorganisationen schlugen Alarm, mehr als 50 000 Menschen unterschrieben eine Petition für die Rücknahme des Urteils im Internet.
Dem Druck der Presse und dem Drängen der norwegischen Regierung sei es zu verdanken, dass Marte so schnell begnadigt wurde, sagte der norwegische Außenminister Espen Barth Eide bei einer Pressekonferenz am Montag.
Norwegens Ministerpräsident Jens Stoltenberg sagte am Rande der Gedenkfeiern für die Opfer der Anschläge vom 22. Juli 2011, das Urteil sei unakzeptabel gewesen. Er dankte dem Emir und Premierminister der Vereinten Arabischen Emirate für die rasche Begnadigung. Seit der Verurteilung vom Dienstag war etwas weniger als eine Woche vergangen.
Marte Deborah Dalelv will nun so schnell wie möglich zurück ins elterliche Tønsberg, etwa 100 südlich von Oslo. „Ich will nach Hause zu Mama“, sagte sie dem Sender NRK. Ihr fehle aber noch das nötige Ausreisevisum.
Der norwegische Botschafter in Dubai, Åse Bjerke, erläuterte der norwegischen Nachrichtenagentur NTB, es sei noch nicht entschieden, wann die junge Frau ausreisen werde. Er bestätigte, dass auch der mutmaßliche Vergewaltiger begnadigt worden sei.
Marte Deborah Dalelv arbeitete im Golf-Emirat Katar als Innenarchitektin. Der Boulevardzeitung „Verdens Gang“ hatte die 24-Jährige gesagt, sie sei im März nach einer Feier gemeinsam mit Kollegen auf dem Rückweg in ein Hotel gewesen. Sie sei angetrunken gewesen, woraufhin sie ein männlicher Kollege in sein Hotelzimmer gezerrt habe, statt sie in ihr eigenes zu bringen. Dort soll es zu der Vergewaltigung gekommen sein.
Als sie die Tat bei der Polizei angezeigt habe, habe man ihr gesagt: „Du weißt, dass dir niemand glauben wird.“ Daraufhin sei sie festgenommen worden. Dalelv hatte gegen ihr Urteil Berufung eingelegt, das neue Verfahren sollte im September beginnen. Dalelv war nach einem Bericht britischen BBC nach dem Schuldspruch erlaubt worden, sich im norwegischen Seefahrerzentrum in Dubai aufzuhalten.