Royal Baby: Ein ganzes Land hat Wehen

Alle warten auf das royale Baby: Herzogin Kate ist schon im Krankenhaus — und die Queen will endlich in den Urlaub.

London. Ein Land steht still: Nichts ging mehr am Montag in Großbritannien, wo viele Angestellte im Büro vor den Fernsehbildschirmen klebten oder gleich Zuhause in der Nähe der Champagnerflasche auf Nachwuchs bei den Royals harrten. Tausende Neugierige waren gleich zum Buckingham Palast oder dem St. Mary’s Krankenhaus gekommen, um Geschichte live zu erleben. Dort verging Stunde um Stunde — zwischen Hysterie und Humor.

Vielleicht war es die Gluthitze an diesem Tag, die selbst die dezenten BBC-Nachrichtensprecher plötzlich von einer „Volksschwangerschaft“ fantasieren ließen. Sollte es ein solches Phänomen tatsächlich geben, dann war Großbritannien über Nacht schwanger geworden. Noch am Wochenende nämlich tat die Mehrheit so, als gebe es Wichtigeres für die Insel — die Siege der Engländer im Cricket und Rugby.

Um kurz vor sechs Uhr hält der unauffällige, blaue Ford am Nebeneingang des Krankenhauses St. Mary’s in Westlondon. Kein Blaulicht, keine Polizei-Eskorte. Die meisten Fernseh-Teams, die hier seit zwei Wochen im Freien campieren, schlafen noch, als zwei Leibwächter Herzogin Kate mit „Wehen im Frühstadium“ auf die Geburtsstation bringen.

Für hartgesottene Royalisten wie John Loughrey, der seit zwei Wochen ohne Dusche vor dem Spital zeltet, beginnt jetzt ein britisches Sommermärchen: „Ich bin wie eine Waschmaschine im Schleudergang“, kräht er fröhlich, „bremsen geht jetzt nicht mehr.“

„The Big Kate Wait“, das Warten auf Kates Baby, nimmt seinen Lauf. Stunde um Stunde. „Nun ja“, sagt ein Journalist in die Kameras, „wir stehen hier und es gibt immer noch keine Nachrichten. Das hält uns aber nicht ab von dem, was wir am Besten können: Wild spekulieren!“ In Wettbüros hat das Volk schon gesprochen: Man wünscht sich einen kleinen Jungen namens George.

Wirklich entspannt war nur der werdende Opa Prinz Charles. Er besuchte das Eisenbahnmuseum in York, ganz so, als würde da in London nicht gerade Geschichte geschrieben. Das Mantra der Royals ist ohnehin kühler als die Vorfreude im Volk: Ganz egal, ob Junge oder Mädchen, Hauptsache das Baby kommt bald, so dass die Queen in ihren Urlaub nach Schottland abdüsen darf.

Wenn die Queen Bescheid weiß, bringt ein Kurier die Geburtsurkunde zum Palast und präsentiert sie auf einer Staffelei hinter den Toren. Erst dann erfährt das Land, ob es sich in Zukunft vor einem Prinz oder einer Prinzessin verbeugen muss. Wie das Kind heißt, werden die Briten erst Tage später erfahren.