Obdachlosenblatt ruft Behörden auf den Plan

„Straßenträumer“ im Zwielicht.

Düsseldorf. 1,50 Euro für den guten Zweck: Viele Menschen sind gern bereit, den Betrag zu bezahlen — für eine der Obdachlosenzeitungen, die angeboten werden. Ärgerlich nur, wenn das Geld nicht dort ankommt, wo es angeblich helfen soll.

Auf einem Din-A4-Heft, das zunehmend in unserer Region verkauft wird, steht „Straßenträumer“, der Kauf soll angeblich einer Suppenküche und einer Kleiderkammer für Obdachlose zugute kommen. Das Geld für die Zeitung fließt auf das Konto eines gleichnamigen Darmstädter Vereins, gegen den in Rheinland-Pfalz bereits ein Spendensammelverbot ausgesprochen wurde. „Nach einer Überprüfung des Vereins konnte nicht nachgewiesen werden, dass durch die Einnahmen der Obdachlosenzeitung eine Suppenküche oder Kleiderkammer unterstützt werden“, erklärt Eveline Dziendziol von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier.

Hinter dem „Straßenträumer“ steht der Darmstädter Gino Imbrogno und sein Verein. Fragen zu seiner Obdachlosenzeitung will der Geschäftsführer und Chefredakteur Imbrogno nicht beantworten.

In Mönchengladbach greift man rigoros durch: Jedes Mal, wenn der Ordnungsdienst einen „Straßenträumer“-Verkäufer erwischt, ist ein Bußgeld von 35 Euro fällig, und die Zeitung wird abgenommen. „Sie haben keine Genehmigung für den Verkauf der Zeitung im öffentlichen Raum“, sagt Stadtsprecher Dirk Rütten. In Düsseldorf meiden die Verkäufer die Innenstadt, verteilen in Vororten. „Aber wir versuchen immer dort einzugreifen, wo sich Menschen belästigt fühlen, indem wir die Zeitungen und das eingenommene Geld sicherstellen“, sagt Holger Körber vom Ordnungsdienst.

Die Herausgeber anderer Obdachlosenzeitungen sind verärgert. Hubert Ostendorf, Chefredakteur bei „Fifty-Fifty“ in Düsseldorf, sagt, dass beim „Straßenträumer“ Texte aus dem Internet kopiert würden und regionale Bezüge fehlten. Kunden riefen an und beschwerten sich — über aggressives Verkaufsverhalten oder Betteln. „Für uns entsteht dadurch ein Imageschaden“, ärgert sich auch Kollege Michael Friedrich, der im Bergischen Raum „Die Straße“ herausgibt.