Asche-Chaos in Argentinien
Buenos Aires (dpa) - Alles ist grau in grau in dem Urlaubsort Villa La Angostura in den Bergen Argentiniens. Unablässig ist in den vergangenen Tagen Vulkanasche aus dem Nachbarland Chile auf das kleine Touristenstädtchen niedergegangen.
Die Aschedecke ist schon bis zu 30 Zentimeter dick.
Tausende Menschen haben den Ort, der teilweise ohne Strom ist, schon verlassen. Es gilt der Notstand. Entspannung ist dagegen beim Flugverkehr auf der Südhalbkugel angesagt. Auf den Flughäfen in Buenos Aires kehrte der Normalzustand weitgehend zurück. Auch in Neuseeland und Australien kam es nur noch vereinzelt zu Störungen und Ausfällen.
Aufgrund der Aschekatastrophe riefen die Behörden am Donnerstag (Ortszeit) den Notstand für mehrere Ortschaften in Patagonien nahe der Grenze zu Chile aus. Villa La Angostura in der argentinischen Provinz Neuquén war am stärksten betroffen. Der eigentlich malerische Ort mit über 7500 Einwohnern liegt nur 35 Kilometer von der Vulkan-Kette Caulle entfernt. Sie stößt seit bald zwei Wochen riesige Aschemengen in bis zu zehn Kilometer Höhe aus.
Im Fernsehen waren Wälder und Berge zu sehen, die inzwischen einheitlich von einer grauen Schicht überzogen sind. Medienberichten zufolge flüchteten bereits 3000 Menschen aus Villa La Angostura, das etwa 1600 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Buenos Aires liegt. Meist verlassen Frauen und Kinder den Ort. Die Männer bleiben und schaufeln Asche. Etwa 60 Prozent der Bewohner waren kurz vor dem Winterbeginn südlich des Äquators ohne Strom.
Bürgermeister Ricardo Alonso berichtete von Problemen mit Stromleitungen. Wenn sich die Asche mit Schnee und Wasser vermische, dann „bilden sich Tropfen, die die Transformatoren explodieren lassen, deshalb gibt es Probleme mit der Energieübertragung“, sagte er in einem Interview.
Auch die Wasserversorgung fiel wegen eines Pumpenschadens vorübergehend aus. Die zweiwöchigen Winterschulferien wurden schon vorgezogen, weil die Schulen ohnehin geschlossen bleiben mussten. Auch das Vieh, vor allem Schafe, leidet unter der Asche, weil es auf den Weiden kaum noch Futter findet.
Die Bewohner befürchten, dass die Touristen in der anstehenden Skisaison wegen der Asche ausbleiben könnten. Villa La Angostura lebe einzig und allein vom Tourismus, sagte Alonso. „Wir müssen jetzt mit dieser Situation fertig werden.“ Ähnlich ist die Lage auch in kleineren Orten in der ebenfalls patagonischen Provinz Chubut.
Nach Ausrufung des Notstandes können die Behörden nach eigenen Angaben auf Gelder aus Krisenfonds zurückgreifen, um den Bedürftigen schneller und unbürokratischer Hilfe zukommen zu lassen.
Im Gegensatz zu der sich zuspitzenden Lage am Boden, entspannte sich die Lage im Flugverkehr zusehends. Die Airports in Buenos Aires meldeten Normalbetrieb und auch in Neuseeland nahmen die meisten Fluggesellschaften den Vollbetrieb wieder auf. Die größte australische Fluggesellschaft Qantas meldete zwar am Freitag noch Ausfälle. In den kommenden Tagen aber sollten auch bei Qantas alle Inlandsflüge und Flüge nach Neuseeland planmäßig starten und landen. Nur am Samstag sollten Flüge von Sydney nach Buenos Aires noch verschoben werden.