Öffentlicher Dienst: Gleiche Arbeit, ungleicher Lohn
Krankenschwestern, die für die Länder arbeiten, verdienen weniger als ihre Kollegen bei Kommunen. Deshalb wird jetzt verhandelt.
Düsseldorf. Am Donnerstag startet das Feilschen ums Geld: Die zweite Runde der Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst der Länder (TdL) beginnt in Potsdam. Die Gewerkschaften fordern unter anderem 6,5 Prozent mehr Geld. Eine der 800 000 Beschäftigten ist Manuela Homberg. Sie wünscht sich: „gleiches Geld für gleiche Arbeit.“
Die 23-jährige Wuppertalerin arbeitet seit 2011 als Kinderkrankenschwester an der Uniklinik Düsseldorf. An einem Krankenhaus in kommunaler Trägerschaft bekäme sie 80 Euro mehr. Bei Kollegen mit mehr Dienstjahren können die Gehaltsunterschiede bis zu 150 Euro erreichen. „Ich wünsche mir, dass die Arbeitgeber uns entgegenkommen, unsere Arbeit anerkennen“, sagt Homberg. Besonders am Herzen liegt ihr die Forderung nach einer Übernahme der Auszubildenden. „Es heißt doch überall, dass es einen Fachkräftemangel an Pflegepersonal gibt.“
Homberg arbeitet in der Kinderonkologie, jetzt ist sie für den Personalrat freigestellt. „Die Arbeitsbelastung auf der Station ist sehr hoch“, sagt die Krankenschwester. Innerhalb von zwei Wochen habe sie schnell 30 Überstunden angehäuft. „Man steht auch mal weinend auf der Toilette, weil man nicht weiß, wo man anfangen soll mit der Arbeit.“ Aus diesem Grund fordert sie bessere Arbeitsbedingungen.
„Was wir für unsere Arbeit eigentlich verdienen, ist natürlich eine ganz andere Frage, aber ich wünsche mir, dass alle Krankenpfleger gleich viel bekommen“, sagt Homberg. „Nun will man uns aber noch vier Urlaubstage klauen“, sagt sie enttäuscht. Anstatt 30 sollen sie und ihre Kollegen künftig nur noch 26 Tage Urlaub haben. An ihrer Berufswahl gezweifelt hat die junge Frau aber noch nie. „Ich tue gern Gutes.“ Doch sie beobachtet auch, dass sich Kollegen an kommunalen Krankenhäusern bewerben — auch wegen der besseren Bezahlung.
Frank Bsirske, Verdi-Chef und Verhandlungsführer der Gewerkschaftsseite, beklagt, dass die Einkommensschere zwischen dem öffentlichen Dienst und der Gesamtwirtschaft immer weiter auseinandergehe. Die Landesbeschäftigten seien zudem gegenüber Angestellten von Bund und Kommunen im Rückstand. Eine erste Verhandlungsrunde im Januar war ergebnislos geblieben.
Die Länder verweisen auf Sparzwänge und rufen zur Mäßigung auf. Und bis jetzt haben die Arbeitgeber den Gewerkschaften noch kein Angebot gemacht. „Im Moment gibt es Forderungen, die durch die Länder einfach nicht leistbar sind“, sagte der Verhandlungsführer der TdL, Sachsen-Anhalts Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD), schon vor Beginn der Verhandlungen. Für ein kleines Bundesland wie Sachsen-Anhalt bedeuteten die Forderungen 180 Millionen Euro. „Das schaffen wir nicht“, sagte er dem WDR.