Ötzi aus dem Eis und weitere Todesfälle

Seit die Mumie vor 20 Jahren aus einem Alpengletscher geborgen wurde, ranken sich finstere Gerüchte um den Fund.

Bozen/Nürnberg. Als das Nürnberger Ehepaar Simon 1991 beim Abstieg aus den Ötztaler Alpen eine braune Leiche im Eis erblickte, war die Tragweite des Fundes noch nicht klar.

Ein Jahr später prangte der zerschundene Kopf von „Ötzi“, wie die Gletschermumie nach ihrem Fundort auch genannt wird, schon auf der Titelseite des US-Nachrichtenmagazins „Time“: „The Iceman’s Secrets“.

Viele dieser „Geheimnisse des Eismannes“ haben die Forscher inzwischen herausgefunden, andere liegen noch im Dunkeln. Am 19. September jährt sich seine Entdeckung zum 20. Mal.

Eher desinteressiert an einer Bergung nahm die italienische Polizei den Fund zur Kenntnis. Denn der heiße Sommer damals hatte bereits sechs andere tote Wanderer aus ihrem Eisgrab befreit — ein vermeintlicher Routinefund also. Erst die österreichischen Behörden ließen die Mumie nach Innsbruck bringen, um sie an der Universität untersuchen zu lassen.

Dann folgte eine Überraschung nach der anderen. Zunächst nahm man an, „Ötzi“ sei höchstens 100 Jahre tot, so gut erhalten, so „modern“ habe die Mumie gewirkt. Dann schätzten die Forscher, dass er im Mittelalter gelebt haben dürfte. Dem Südtiroler Bergsteiger Reinhold Messner schwante bald: „Mit dem Mannd’l stimmt was net.“

Doch Gerichtsmediziner entdecken: Die Leiche stammte aus der Kupferzeit — „Ötzi“ lebte vor mehr als 5000 Jahren.

Sechs Todesfälle im „Ötzi“-Umkreis sorgen für finstere Gerüchte über einen „Fluch der Mumie“. So fand man Entdecker Helmut Simon 2004 tot in einem Gebirgsbach. Der Urgeschichtler Prof. Konrad Spindler, der Ötzi untersucht hatte, starb Anfang 2005 im Alter von 66 Jahren.

Hunderte von Menschen haben „Ötzi“ im Laufe der Jahre untersucht — es sei daher nicht ungewöhnlich, dass „einige von ihnen nicht mehr leben“, wie das Museum in Bozen anmerkt.

Vieles über den „Ur-Tiroler“ haben die Forscher herausgefunden. 47 Jahre alt ist er geworden — uralt für damalige Verhältnisse. Gut 95 Prozent seiner DNA konnten dank moderner Technik ausgewertet werden. Eine erste Interpretation der Daten soll zum Jahrestag der Entdeckung am nächsten Montag präsentiert werden.