Offenheit gefährdet Jobsuche
Jeder vierte Arbeitgeber sucht im Internet nach Informationen über Stellen-Bewerber.
Düsseldorf. Wer auf seine Bewerbung schnell eine Absage erhält, muss nicht unbedingt an seiner Qualifikation gescheitert sein. Vor allem unbedachte Internet-Aktivitäten in Netzwerken wie StudiVZ oder Facebook können Bewerbern zum Verhängnis werden. Denn Arbeitgeber greifen bei der Auswahl ihres Personals zunehmend auf Daten aus dem Internet zurück. Das ergab eine neue Studie im Auftrag der Bundesregierung.
Personalchefs suchen dabei nach Informationen über Hobbys, klopfen aber auch Meinungsäußerungen oder Vorlieben ab. In der Studie des Dimap-Instituts sagte über ein Viertel der 500 befragten Unternehmen (28 Prozent), sie würden bei der Auswahl von Bewerbern gezielt Informationen aus dem Netz nutzen. Am häufigsten durchsuchten Firmen ab einer Größe von 1000 Mitarbeitern die Profile ihrer Bewerber. In vier von fünf Fällen geschehe das vor der Einladung zum Bewerbungsgespräch.
Als Quellen dienen neben sozialen Netzwerken auch Karriereportale wie Xing. Ein Viertel der Unternehmen gab in der Umfrage an, dass manche Bewerber wegen dieser Informationen nicht zum Vorstellungstermin eingeladen würden. Besonders ungern sehen es Personalchefs, wenn sich Bewerber im Netz abfällig über ihre Jobsituation äußern. 76 Prozent bewerten das als negativ. Auch zu persönliche Inhalte, etwa Party-Fotos, bringen Nachteile.
56 Prozent der Arbeitgeber sagten aber auch, dass ein Bewerber gerade durch zusätzliche Informationen aus dem Netz für das Unternehmen interessant werden kann. So werden Hobbys und soziales Engagement von 62 Prozent der Befragten positiv bewertet. Falls im Internet überhaupt nichts über den Bewerber zu finden ist, bewerten das drei Viertel der Unternehmen neutral.
Ilse Aigner (CSU), Bundesministerin für Verbraucher, deren Ministerium die Studie in Auftrag gegeben hatte, warnte vor einem zu freizügigen Umgang mit Informationen im Netz. "Die unbekümmerte Preisgabe persönlicher Daten im Netz kann zum Stolperstein für die berufliche Karriere werden", sagte Aigner.
Auch der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar findet es wichtig, dass sich jeder frage, welches Bild er im Internet abgibt. Er verbindet seine Mahnung mit einem Tipp: "Wer über seinen Arbeitgeber lästern will, soll das vielleicht doch in einem Forum und nicht unter seinem echten Namen machen", sagte er. "Wer Daten ins Internet stellt, muss damit rechnen, dass andere diese Informationen auch abrufen." Hessens Innenminister Volker Bouffier (CDU) sagte: "Meine allergrößte Sorge ist der Datenexhibitionismus weiter Teile unserer Gesellschaft."
In den USA, oft Vorreiter bei Trends im Netz, ist das Durchsuchen von Online-Profilen noch gängiger als in Deutschland. Knapp die Hälfte aller US-Arbeitgeber, so verschiedene Studien, durchsuchen dort bereits das Internet - und gut ein Drittel von ihnen wurde durch diese Inhalte dazu bewogen, Kandidaten nicht einzustellen.
Besonders ungeschickt stellte sich kürzlich eine Britin an. Bei Facebook beschimpfte sie ihren Chef, er sei "pervers" und lasse sie nur "Scheiß-Jobs" erledigen. Sie hatte vergessen, dass sie den Chef selbst in ihre Freunde-Liste eingeladen hatte. Per Facebook gab es dann prompt die Kündigung.