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Opfer des Daten-Handels

Rentnerin Ingrid Gareis findet ständig unerlaubte Abbuchungen auf ihrem Konto.

Meerbusch. Ingrid Gareis versteht die Welt nicht mehr: "Wie kommen alle diese Leute an meine Kontonummer - und wie kommen die dazu, einfach Geld dort abzubuchen?" Sie kennt keine dieser Firmen, die immer wieder versuchen, von ihrem Konto bei der Sparkasse Geld abzubuchen - und Verträge hat sie mit diesen zumeist im Internet-Glücksspielbereich angesiedelten Unternehmen schon gar keine geschlossen.

Die langjährige Rentnerin ist ganz offensichtlich ein Opfer des organisierten Datenhandels - und damit leider kein Einzelfall. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar ist davon überzeugt, dass die Bankdaten fast aller Bundesbürger auf dem Schwarzmarkt erhältlich sind: "Es wird mit den Daten aller Deutschen gehandelt."

Auch Bettina Gayk, Sprecherin der NRW-Datenschutzbehörde, geht davon aus. "Es gibt schon lange Anzeichen dafür, dass diese Daten illegal gehandelt werden - und dass damit Straftaten begangen werden." Wenn jemand den kompletten Datensatz von Namen, Adresse, Geburtsdatum und Bankverbindung kennt, hat er damit auch Zugang zum Konto der Betroffenen, kann unmittelbar dort Geld abbuchen. Gayk rät deshalb zur regelmäßigen Kontrolle der Kontoauszüge, um unrechtmäßig abgebuchte Gelder sofort zurückbuchen zu können.

Diesen Weg geht auch die Meerbuscherin Ingrid Gareis: Wann immer Firmen wie "Deutsche Superchance Premium" oder "Lionwin.TV" unerlaubt von ihrem Konto Beträge zwischen 29,90 und 49,90 Euro abbuchen, genügt inzwischen ein kurzer Anruf bei ihrer Sparkassen-Sachbearbeiterin. "Die bucht das Geld dann sofort wieder zurück", sagt Ingrid Gareis.

Doch mit der Rückbuchung ist für Konto-Inhaberin Ingrid Gareis der Ärger längst nicht beendet. Fast täglich klingelt bei ihr das Telefon. "Irgendwelche Leute, die mir etwas verkaufen wollen. Oder auch Leute, die angeblich offene Rechnungen bei mir eintreiben wollen. Ich lege dann sofort auf", sagt die resolute Seniorin.

Allerdings macht sie sich selbst Vorwürfe: "Das hätte ich vor ein paar Monaten wohl besser auch gemacht." Vor ein paar Monaten nämlich fing der ganze Ärger für Ingrid Gareis an. Da hatte sie einen Anruf einer vermeintlich "sehr netten Dame". Die wollte sie über ein Gewinnspiel mit ganz tollen Preisen informieren. "Sie wollte dann zur Sicherheit meine Kontodaten vergleichen", erinnert sich Ingrid Gareis. "Da kann es sein, dass ich der meine Kontonummer gegeben habe." Genau weiß sie das aber nicht mehr.

Es ist aber auch letztlich gleichgültig, denn die illegalen Datenhändler gelangen auch auf anderen Wegen an diese Daten, weiß NRW-Datenschutz-Sprecherin Bettina Gayk: "Das läuft zumeist über Callcenter, die im Auftrag großer Firmen Service-Leistungen erbringen oder von ihnen mit der Werbung von Neukunden beauftragt wurden." Dazu stellen die Unternehmen ihre vorhandenen Kundendaten komplett zur Verfügung. Dort werden diese Daten dann gestohlen. Das geht mit Hilfe von kleinen USB-Sticks (= nur Zentimeter große, einsteckbare Wechseldatenspeicher) oder CD-Rohlingen relativ leicht und unbemerkt.

Häufig kaufen dann dubiose Internet-Firmen die Datensätze und buchen Gelder bei ahnungslosen Opfern ab.

Ingrid Gareis hat die Sachen jetzt einem Rechtsanwalt übergeben: "Der hat diese Firmen angeschrieben und sie mit einer Klage bedroht. Seitdem habe ich Ruhe von denen."