Ohnmächtig gegen das Feuer
Bewohner fühlen sich von Behörden im Stich gelassen. Nur wenige verlassen ihre Häuser.
Agios Stefanos. Angesichts der nicht zu kontrollierenden Brände rings um Athen wächst bei den Anwohnern das Gefühl der Ohnmacht - und die Wut auf die Behörden. "Wir rufen die Feuerwehr, sie kommen mit einem Wagen, spritzen ein paar Bäume ab, fahren wieder weg", schimpft ein Mann aus dem Dorf Stamata, wo in den vergangenen Tagen die Pinienwälder in der Nähe von Wohngebieten in Flammen aufgingen. "Ein paar Minuten später brennt es wieder, und dann sind wir allein mit dem Feuer, wir müssen die Hauptarbeit machen."
Stamata liegt bei Agios Stefanos, etwa 40 Kilometer nordwestlich von Athen. Selbst der starke Wind schafft es nicht, die dichten Qualmwolken zu vertreiben. Zahlreiche Bewohner sprengen mit Gartenschläuchen ihre Hecken und Rasenflächen, um sie vor dem Übergreifen der Flammen zu bewahren. Andere entfernen mit Rechen dicke Schichten von Piniennadeln von den Dächern ihrer Häuser.
Ob es hilft, ist unklar: Vereinzelte Gartengrundstücke in der Gegend, in der auch einsam gelegene Wohnhäuser zu finden sind, brannten bereits ab. Hier und da raucht noch ein ausgebranntes Autowrack. Der seit Beginn der Waldbrände anhaltende heftige Wind ist nach Angaben der Feuerwehr der Grund dafür, dass sich das Feuer von den Wäldern zu den Gärten um die Häuser ausbreiten konnte.
Fast 10000 Menschen wohnen in der Region um Agios Stefanos. Am Sonntag waren Polizisten in allen gefährdeten Gebieten auf Motorrädern im Einsatz, um die Leute zur Evakuierung zu überreden. Doch nur wenige befolgten den Rat. Eine von ihnen ist die 53-jährige Theofania Kassimati: "Leute fuhren mit Lautsprechern rum und sagten, wir sollten wegfahren. Also haben wir ein paar Sachen eingepackt und unseren kleinen Hund und sind gegangen", berichtet sie. "Gestern wurde unser Haus wohl von den Flammen verschont, aber heute ist das Feuer wieder da."
Genaues weiß Kassimati nicht, die Informationen aus den Brandgebieten sind spärlich. Auf den Zufahrtswegen zur Gefahrenzone hat die Polizei Straßensperren errichtet, um die zahllosen Schaulustigen aus Athen an der Weiterfahrt zu hindern. Die abgesperrten Straßen werden für die Einsatzfahrzeuge gebraucht, Schöpf- und Tankwagen der Feuerwehr fahren hin und her.
Doch die meisten Bewohner sind sowieso geblieben, um ihren Besitz vor den Flammen zu retten. Sie ignorieren die Gefahr demonstrativ, wie zwei ältere Damen, die in der Region von Agios Stefanos auf der Terrasse ihres Hauses eine Tasse Kaffee genießen. Kaum hundert Meter entfernt von der Terrasse stand bis vergangene Woche ein Pinienwäldchen. Jetzt liegt in dem kleinen Tal nur noch Asche.