Oklahoma zieht Tornado-Bilanz
Washington (dpa) - 24 Tote, Tausende zerstörte Häuser, bis zu zwei Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro) Sachschaden - das ist die Bilanz des Tornados im US-Staat Oklahoma.
Zwei Tage nach der Katastrophe rechneten die Rettungskräfte nicht mehr damit, weitere Überlebende oder Tote unter den Trümmern der Kleinstadt Moore zu finden. Dennoch wurden nach wie vor sechs Menschen vermisst. US-Präsident Barack Obama sprach von „einem der zerstörerischsten Tornados in der Geschichte“. Er will das Katastrophengebiet am Sonntag besuchen.
Derweil begannen die Menschen am Mittwoch mit dem Aufräumen - weite Teile der Stadt, die dem Erdboden gleichgemacht wurden, müssen völlig neu wiederaufgebaut werden. „Wir haben den Eindruck, dass es statt um Such- und Rettungsarbeiten jetzt um Wiederaufbau geht“, sagte der Bürgermeister von Moore, Glenn Lewis.
Unter den 24 Toten seien zehn Kinder, erklärten Gerichtsmediziner. Allein sieben Kinder kamen bei dem Einsturz der Grundschule in der Ortschaft Moore ums Leben. Unklar sei, wo sich die sechs Vermissten befinden könnten, meinte Albert Ashwood von der Nothilfe in Oklahoma. Möglicherweise hätten die das Katastrophengebiet spontan auf eigene Faust verlassen.
Zugleich wurden Fragen laut, warum die meisten Häuser und öffentliche Gebäude keine Schutzräume hatten, in denen sich die Menschen hätten flüchten können. Die Region gilt als besonders tornadogefährdet: Bereits 1999 fegte ein Tornado über sie hinweg, der 46 Menschen tötete und rund 8000 Gebäude zerstörte.
Wie der Nachrichtensender CNN am Mittwoch berichtete, sprach sich Bürgermeister Lewis dafür aus, dass neue Mehrfamilienhäuser künftig einen Schutzraum einrichten müssten. Bisher gab es keine solche gesetzliche Anordnung.
Experten betonen, Keller und unterirdische Schutzräume böten den einzigen wirkungsvollen Schutz bei Tornados. Aber nur etwa zehn Prozent der Häuser in Moore hätten einen Keller. Medienberichten zufolge hatten Menschen während des Sturms am Montag in ihrer Verzweiflung versucht, sich in Tiefkühlschränken zu verschanzen.
Nach Angaben des Tornado-Experten Thomas Sävert vom Wetterdienst Meteomedia sind Schutzräume ein Problem in der Gegend: Aufgrund des felsigen Untergrundes in Oklahoma hätten nur wenige Häuser Keller, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.
Der Sturm hatte nach Angaben der nationalen Wetterbehörde die höchste Stufe auf der in den USA gebräuchlichen Skala. Es habe sich um einen Tornado der Stärke EF5 mit Geschwindigkeiten von 320 Kilometern pro Stunde gehandelt. Zunächst hatte die Behörde von der zweithöchsten Stufe EF4 auf der erweiterten Fujita-Skala gesprochen.
Die Sachschäden dürfen sich nach Schätzungen auf 1,5 bis 2,0 Milliarden Dollar belaufen, sagte der Bürgermeister von Oklahoma City, Nick Cornett. Bis zu 13 000 Häuser seien beschädigt oder zerstört worden.
Über 230 Menschen wurden verletzt. Der Tornado hinterließ stellenweise eine gut drei Kilometer breite Spur der Verwüstung.
33 000 Bürger seien von den Folgen des Wirbelsturms direkt betroffen, meinte Cornett.
Präsident Obama erklärte, die Rettungs- und Wiederaufbauarbeiten müssten nun dringend vorangetrieben werden. Die Region erhalte von der Regierung alles, was sie brauche, versprach er.
Die Helfer wollten alle zerstörten Gebäude mindestens dreimal durchsuchen, berichtete Feuerwehrchef Gary Bird dem Sender CNN. Die Verwüstung in der Vorstadt von Oklahoma City sei so katastrophal, dass neue Straßenschilder angefertigt würden, damit sich die Einwohner halbwegs in der nun völlig andersartigen Umgebung orientieren könnten, sagte Lewis.