Oliver Pocher: Einen Lehrer? Brauche ich nicht!
Interview: Rauchen hat er geübt, schauspielen nicht: Oliver Pocher spielt im Film „Vollidiot“ seine erste Hauptrolle.
Herr Pocher, Ihre Filmfigur Simon Peters ist vor allem dem Alkohol, aber auch weichen Drogen nicht abgeneigt. Sie selbst hatten damit nie etwas am Hut.
Pocher: Man muss ja nicht Drogen genommen haben oder groß am Rumkiffen gewesen sein, um das nachvollziehen zu können. Und Kiffen ist ohnehin nicht Simons Problem. Es ist das Bier.
Und wie stand’s mit dem Rauchen? Sie sind doch Nichtraucher.
Pocher: Ja, das war schon lustig, eine Zigarette cool anzünden zu müssen. Teilweise wurde ich sogar gedoubelt, oder man hat das schnitttechnisch gelöst. Nur das tatsächliche Rauchen in der Anschlusszene, das war komplizierter. Ich hab’s letztendlich aber doch hinbekommen.
Auf Lunge ging’s nicht?
Pocher: Nein, vor allem, wenn man da noch Text hat. Das wäre ein großes Rumgehuste geworden.
Gibt’s denn überhaupt irgendwelche Gemeinsamkeiten mit ihrer Rolle?
Pocher: Höchstens, dass auch in meiner Wohnung ein Riesen-Fernseher steht und ich mit Kochen genauso wenig am Hut habe wie Simon. Das war’s dann aber schon.
2002 spielten Sie bereits in der ARD-Serie "Sternenfänger". War der Dreh diesmal anstrengender?
Pocher: Ja, definitiv. Hier habe ich die absolute Hauptrolle, das heißt, ich war immer von morgens bis in tief die Nacht komplett am Set. Bei "Sternenfänger" war ich einer von vier Hauptdarstellern, da kann man sich auch mal aufs Ohr legen.
Haben Sie diesmal Schauspielunterricht genommen?
Pocher: Nein, ich bin kein großer Freund von solchen Maßnahmen. Ich habe schon die eine oder andere Schauspielstunde genossen, aber ich glaube weder an die Stuhl-entspannung noch an geregeltes Atmen. Man wollte mir zwar einen Coach zur Seite stellen. Mir wurde aber zügig klar, dass ich das auch so hinkriege. Bei Oper oder im Theater wäre das was anderes, aber bei einem Film kommt’s einfach darauf an, dass man so authentisch wie möglich ist und im besten Fall gar nicht spielt.
Im Casting haben Sie sich unter anderem gegen Christoph Maria Herbst durchgesetzt. Was sprach für Sie?
Pocher: Als erstes sicherlich das Alter. Natürlich kann ich als 29-Jähriger die Rolle authentischer spielen als ein 40-Jähriger. Ansonsten sind wir aber gar nicht zu vergleichen. Christoph ist derjenige, der wesentlich besser spielt.
Simon Peters arbeitet in einem Mobilfunk-Laden, dessen Logo stark an die Telekom erinnert. Wie hat man dort auf den Film reagiert?
Pocher: Sensationell begeistert, indem sie uns jegliche Kooperation verweigert haben. Das ist durchaus ein deutsches Phänomen, dass man gerne lacht, aber bitte nicht über sich selbst. Im Film haben wir das dadurch gelöst, dass der Laden gerade einen Markenrelaunch erhalten hat - wegen des schlechten Images.
Auch die Fantastischen Vier, die für die Handlung eine zentrale Rolle spielen, waren zu einem Auftritt nicht zu bewegen.
Pocher: Es ging eigentlich nur um einen Aufwand von maximal drei oder vier Stunden, um in einer Sequenz mitzuspielen. Aber wir konnten nichts machen, es gab kein Aufeinanderzukommen. Das war wirklich schade.
Mit wie vielen Kinozuschauern wären Sie zufrieden?
Zur Person Pocher wurde am 18. Februar 1978 in Hannover geboren. Seine Eltern gehörten den Zeugen Jehovas an, er trennte sich nach seiner Jugend aber von der Glaubensgemeinschaft.
Zum Film "Vollidiot" entstand nach dem gleichnamigen Erfolgsroman von Tommy Jaud. Darin erzählt der Endzwanziger Simon Peters Anekdoten aus seinem ziemlich erfolglosen Leben als Liebhaber und Geschäftsmann.