Opferzahl steigt nach Beben im Himalaya
Das Beben habe die Menschen in „Schockstarre“ versetzt, sagt ein Inder aus dem Katastrophengebiet. Er klagt über „Tod und Zerstörung“. Am Tag nach den Erdstößen ist die Opferzahl gestiegen - und noch haben die Helfer nicht alle betroffenen Regionen erreicht.
Neu Delhi (dpa) - Die Zahl der Toten bei dem schweren Beben im Himalaya ist bis zum Montag auf mindestens 59 Menschen gestiegen. In Nordost-Indien und den Nachbarländern begannen die Bergungsarbeiten in der entlegenen Gebirgsregion. Am schwersten betroffen war der indische Bundesstaat Sikkim, wo nach offiziellen Angaben mindestens 35 Todesopfer registriert wurden. Etliche Menschen in Teilen Indiens, Nepals, Tibets, Bhutans und Bangladeschs hatte das Beben der Stärke 6,8 am Sonntagabend in Panik versetzt.
In den indischen Bundesstaaten Sikkim, West Bengalen und Bihar seien insgesamt mindestens 42 Menschen getötet worden, sagte Innenstaatssekretär R.K. Singh am Montag in Neu Delhi. Die Nachrichtenagentur IANS meldete, mehr als 200 Menschen seien verletzt worden. In Nepal kamen nach Medienberichten neun Menschen ums Leben. Die chinesische Staatsagentur Xinhua meldete sieben Tote aus Tibet. Im Himalaya-Königreich Bhutan kam nach Angaben des Katastrophenschutzes ein Mensch bei einem Erdrutsch ums Leben.
In der unwegsamen Katastrophenregion in Sikkim gelang es Rettungskräften zunächst nicht, alle betroffenen Gegenden zu erreichen. Befürchtet wurde ein weiterer Anstieg der Opferzahl. Bergungsarbeiten wurden von Regen und Erdrutschen erschwert. Das Epizentrum des Bebens lag nach Angaben der indischen Meteorologiebehörde (IMD) im Himalaya-Gebirge 68 Kilometer nordwestlich von Gangtok, der Hauptstadt Sikkims.
Der Nachrichtensender NDTV berichtete, mehr als 6000 Soldaten und Polizisten seien für Rettungsarbeiten in Sikkim mobilisiert worden. Dort seien mehr als 100 000 Gebäude beschädigt. Auch Straßen seien in Mitleidenschaft gezogen. Flugzeuge und Hubschrauber würden eingesetzt, um Lebensmittel und Hilfsgüter abzuwerfen.
„Es herrscht Tod und Zerstörung in Sikkim, und die Menschen sind immer noch in einer Schockstarre“, sagte der Geschäftsmann Arun Gurung in Gangtok der Nachrichtenagentur IANS. An Häusern und auf Straßen seien tiefe Risse zu sehen. Laut Polizei wurden mehrere ausländische Touristen in Sicherheit gebracht.
Im Erdbebengebiet spielten sich dramatische Szenen ab. Die staatliche Zeitung Kuensel in Bhutan zitierte in ihrer Online-Ausgabe eine Krankenschwester. Sie sagte, Patienten hätten versucht, aus dem Krankenhaus in der Hauptstadt Thimphu zu fliehen, als die Erde bebte. „Sie humpelten und hielten sich aneinander fest (...). Einige fielen, und ich wusste nicht, ob ich ihnen helfen oder um mein eigenes Leben rennen sollte, weil ich sicher war, das Gebäude werde bei dieser Art von Erschütterung einstürzen.“
Südasien wird immer wieder von schweren Erdbeben erschüttert. Ende 2005 hatte ein Erdbeben der Stärke 7,6 in der geteilten Region Kaschmir etwa 74 000 Menschen in Pakistan und Indien das Leben gekostet. 2001 starben im westindischen Bundesstaat Gujarat bei einem Beben der Stärke 7,7 mehr als 20 000 Menschen.