Otto Bernhardt: Der Umdenker

Otto Bernhardt, 67, hat am Donnerstag Erstaunliches vollbracht. Der finanzpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion sprach sich gegenüber der "Rheinischen Post" laut einer Meldung von 12.38 Uhr für die Erhöhung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes aus: "Ich halte es für richtig, nach der Bundestagswahl die Ausnahmen abzuschaffen und einen einheitlichen Satz einzuführen."

Eine halbe Stunde später, genau um 13.16 Uhr, übermittelte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) eine Nachricht, in der Finanzexperte Bernhardt zum gleichen Thema mit diesen Worten zitiert wird: "Das ist politisch nicht machbar." Die ermäßigten Sätze seien eingeführt worden, um einkommensschwache Menschen zu entlasten.

Nun ist es nicht gar so selten, dass ein Politiker seine Meinung ändert (man frage Andrea Ypsilanti). Doch in so kurzer Zeit, das ist rekordverdächtig. Ob Bernhardt, verheiratet, zwei Kinder, Unternehmensberater und seit 1998 Mitglied des Bundestags, tatsächlich umgedacht oder womöglich unbedacht geantwortet hat, ist unklar.

Fakt ist: Der Wahlkampf ist eine Zeit für große Reden und noch größere Versprechen. Platz für Widersprüche ist da nicht vorgesehen.get