Otto Waalkes: Deutschen Humor gibt es nicht
Interview: Otto Waalkes ist ein Jahr älter als die Bundesrepublik: Wie sieht denn da die gemeinsame Lachgeschichte aus?
Herr Waalkes, was ist typisch deutscher Humor?
Otto: Typisch deutschen Humor gibt es nicht. Typisch deutsch ist dagegen das Bedürfnis des deutschen Publikums nach Komik.
Otto: Eigentlich alles - zumindest für mich. Außerdem würde es friesische Jodler nicht geben, den Otto-Gang auch nicht, und das Wort "Schniedelwutz" wäre unbekannt geblieben, ein herber Verlust.
Otto: Durch die vielen Auftrittsmöglichkeiten im Fernsehen gibt es heute viel mehr Komiker, viel mehr Einflüsse, viel mehr Varianten. War das Vorkommen von Spitzenkomikern früher eher zufällig, entwickeln sich aus dem breiten Talentreservoir heute viel eher auch Spitzenleistungen. Mag sein, dass die Konkurrenz manchmal zu unschönen Extremen und Exzessen führt. Doch das reguliert schon der Publikumsgeschmack, der auf Dauer besser ist als sein Ruf - den er vor allem den Leuten verdankt, die das Publikum überhaupt verachten. Ich finde, Konkurrenz hat auch mein Geschäft belebt.
Otto: Keine Ahnung, zu mir sind fast alle Leute freundlich, obwohl ich ihnen keine Quizfragen stelle und sie mir auch kein Geld schulden. Komiker sind heute Popstars, und die werden offenbar hoch geachtet, wenn nicht sogar überschätzt. Schauen Sie sich nur an, wie viele Leute in Deutschland unser nächster "Superstar" werden möchten.
Otto: Geborene Komiker kommen nicht häufig vor, es gibt Schauspieler, Regisseure oder Zeichner, die komische Rollen spielen, wie Heinz Rühmann, Loriot oder Bully Herbig. Heinz Erhardt dagegen war ein reiner Komiker, seine Art hat mich beeinflusst. Karl Valentin war auch zum Komiker geboren - beeinflusst hat er mich kaum.
Otto: Es ist die Hölle - vorausgesetzt, man versteht unter der Hölle einen gut geheizten Ort mit ausgezeichnetem Service und einer freundlichen Bevölkerung. Außerdem behaupten ja die meisten Leute, man wäre so alt, wie man sich fühlt. Aber auch das ist ziemlicher Unsinn.