Schweinegrippe: Nun Verdachtsfälle in Neuseeland
Wellington (dpa) - Nach der Rückkehr aus Mexiko sind in Neuseeland zehn Schüler unter Verdacht auf Schweinegrippe in Quarantäne. Die jungen Leute waren am Samstag von einer dreiwöchigen Studienreise zurückgekehrt und hatten über grippeähnliche Symptome geklagt.
Ein erster Grippeschnelltest fiel positiv aus. Die Behörden betonten am Sonntag jedoch, dass bislang lediglich eine Infektion mit einem Influenza-A-Virus nachgewiesen sei. Es sei daher noch unklar, ob die jungen Leute zwischen 15 und 18 Jahren tatsächlich an dem mutierten Schweinegrippevirus erkrankt seien. „Die Behörden haben mir gesagt, es gibt noch keinen Beweis, aber sie halten das für wahrscheinlich“, sagte Gesundheitsminister Tony Ryall.
Detailliertere Testergebnisse seien erst in einigen Tagen zu erwarten. Das Material werde in einem Labor der Weltgesundheitsorganisation WHO in Melbourne untersucht. Die zehn Schüler waren am Sonntag isoliert zu Hause. Keiner sei ernstlich krank, sagte der Gesundheitsminister. Insgesamt waren drei Lehrer und 22 Schüler des Rangitoto Colleges in Auckland in Mexiko. 13 Schüler klagten nach der Rückkehr über Grippebeschwerden. Der Gesundheitsminister rief Passagiere, die im selben Flugzeug wie die Schüler saßen, auf, bei Unwohlsein einen Arzt aufzusuchen.
Unterdessen ist die Zahl der Grippetoten in Mexiko ist am Wochenende auf 81 angestiegen. Das gab Gesundheitsminister José Ángel Córdova Villalobos am Samstagabend (Ortszeit) bekannt. Nach diesen Angaben ist jedoch nur in 20 Fällen eine Infizierung mit dem neu aufgetretenen Schweine-Virus nachgewiesen. Insgesamt seien inzwischen 1324 Menschen zu Untersuchungen in Krankenhäuser gebracht worden. Mexikos Präsident Felipe Calderón erteilte dem Gesundheitsministerium seines Landes am Samstag weitgehende Vollmachten, um eine Ausbreitung der Grippewelle zu verhindern.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) trifft zunächst keine weiteren Maßnahmen wegen der in Mexiko grassierenden Schweinegrippe. Das teilte die UN-Organisation am Samstagabend in Genf nach einer Sitzung ihres Notfall-Komitees mit. Dennoch stelle der Ausbruch in Nordamerika einen „Notfall der öffentlichen Gesundheit im internationalen Ausmaß“ dar. Das Wissen über die Eigenschaften des neuen Grippevirus und die Art seiner Ausbreitung sei aber noch zu lückenhaft, um weitere Maßnahmen zu empfehlen.
WHO-Generaldirektorin Margaret Chan hatte zuvor erklärt, der Ausbruch berge das „Potenzial einer Pandemie“, also einer weltweiten Ausbreitung. Bei Gefahr für die Weltbevölkerung kann die WHO Reise- sowie Handelsbeschränkungen empfehlen, die von den Nationalstaaten umgesetzt werden müssen. Das ist bisher ausgeblieben.
Ein aus Mexiko kommender Flugbegleiter der Fluggesellschaft British Airways wurde am Samstag mit grippeähnlichen Symptomen in ein Krankenhaus in London gebracht. Ein Krankenhaussprecher sagte nach britischen Medienberichten, der Mann spreche gut auf die Behandlung an.
Die Klinik folge strikt den für Infektionskrankheiten geltenden Regeln. So gebe es keine Risiken für andere Menschen. Als Vorsichtmaßnahme sei der Mann, dessen Identität nicht preisgegeben wurde, auf Atemwegs- und andere Erkrankungen getestet worden. Ein Ergebnis wurde nicht genannt.
Der Flugbegleiter sei sofort nach der Landung aus Mexiko-Stadt in das Krankenhaus gebracht worden, sagte ein Sprecher von British Airways. In Großbritannien und anderen europäischen Ländern gebe es bislang keinen bestätigten Fall von Schweinegrippe, betonte ein Sprecher der britischen Gesundheitsbehörde.
In den USA gibt es dagegen weitere Grippeerkrankungen. Bis zum Samstagabend gab es laut Medienberichten zehn bestätigte Fälle, sieben in Kalifornien, zwei in Texas und zwei weitere in Kansas. Zudem galt es als möglich, dass auch an einer Schule in New York möglicherweise gleich Dutzende Schüler erkrankt sind. Konkrete Testergebnisse wurden für Sonntag erwartet.
Auf seiner Sondersitzung empfahl das WHO-Komitee, alle Staaten sollten ungewöhnliche Grippefälle und schwere Lungenentzündungen in ihrem Land genau untersuchen, bevor es zu weiteren Empfehlungen für Einschränkungen komme, die über den derzeitigen Stand hinausgingen. Auf dem sechsstufigen Grippepandemie-Alarmplan der WHO stehe die Welt derzeit auf Stufe 3.
Das Robert-Koch-Institut in Berlin warnte am Samstag vor einer möglichen Ausbreitung in andere Länder. „Die Fälle, die wir in Mexiko und den USA haben, zeigen, dass das Virus von Mensch zu Mensch übertragbar ist“, sagte Sprecherin Susanne Glasmacher am Samstag der dpa. „Wir sind im Gespräch mit den Bundesländern, um Empfehlungen für Flughäfen zu geben.“ Weil es sich um ein neues Virus handele, könne es noch keinen Impfstoff gegen die Schweinegrippe geben.
Die Virusvariante von A/H1N1 war laut WHO bisher nicht in Schweinen oder beim Menschen identifiziert worden. Studien zufolge tragen allerdings bis zu 50 Prozent aller Schweine in Herden in den USA den Erreger in sich.