Outdoormode setzt auf Naturfarben
Friedrichshafen (dpa/tmn) - Wanderschuhe an den Füßen, die Regenjacke über dem Anzug: Wer vor zwanzig Jahren so ins Büro fuhr, wurde schräg angeschaut. Heute ist es üblich, eine Softshelljacke überzuziehen - nicht nur, weil sie praktisch ist.
Das Orange des Sonnenuntergangs, das Grün des Märchenwaldes und das Hellblau, in dem Eisschollen manchmal schimmern - das sind die neuen Farben für Outdoormode 2013. Kann man den Trends der Freizeitmesse Outdoor in Friedrichshafen glauben, kleiden sich Freiluftsportler künftig nicht nur in Farben mit schillernden Namen wie „Setting Sun“, „Fairytale Green“ oder „Ice Blue“, sondern auch in „Bloody Red“ oder „Fruity Pink“.
Natürlich sind diese Farben bei Aktivitäten draußen von Vorteil: Man wird darin besser gesehen als in dunklem Grün, nebeligem Grau oder einfachem Beige, das Wanderer und Kletterer bislang vornehmlich getragen haben. Die fröhlichen Farben zeugen zugleich von einem Wandel, erläutert Mark Held, Geschäftsführer der European Outdoor Group. Ihre Kleidung sei alltagstauglich geworden.
Zunächst ging es hier nur um die Funktionen. Die Kleidungsstücke sollten wärmen auf zugigen Berggipfeln, kühlen, wenn der Sportler schwitzt, und trocken halten, wenn Regen herabprasselt. Kurzum: Das Wetter soll nicht die Outdoor-Aktivitäten vermiesen. Doch im Alltag hatten die Stücke vor rund zwanzig Jahren keinen Platz, sagt Held.
Daher haben die Outdoorhersteller über die Jahre gelernt, ihre Aufmachung und ihre Kundenansprache so zu verändern, dass ihre Produkte auch stylish und cool rüberkommen. Der letzte Schritt der Annäherung sei eben, gewagte Farben zu verwenden, sagt Held. Zu sehen war dies Mitte Juli in Friedrichshafen, wo mehr als 900 Firmen aus 42 Nationen die Trends der Branche präsentierten.
„Es sind Kleidungsstücke, die jeder Herausforderung am Fels gewachsen sind und dabei lässig aussehen“, beschrieb dort etwa Salewa-Designerin Lisa Sinnegger ihre Entwürfe. Das italienische Unternehmen zeigte auf der Outdoor eine Kletter-Kollektion in trendigen Farben. Und Lena Helmreich, Sprecherin der Bergsportfirma Norrøna aus Norwegen, erklärte zu den modernen Schnitten: „Früher hätte kein Mensch eine Softshelljacke ins Büro angezogen, heute ist das gang und gäbe.“
Für den Trendexperten Ralf Stefan Beppler ist das große Thema für die nächste Saison die Leichtigkeit. „Es ist ein Dauerthema - und manche könnten sagen, das ist ein alter Hut.“ Doch Beppler zählt Neuheiten auf: eine Daunenjacke wiegt nur 170 Gramm („L.I.M Essens Jacket“ von Haglöfs), es gibt ein Ein-Personen-Zelt mit 770 Gramm („Telemark 1“ von Nordisk), einen Schlafsack mit 280 Gramm („Fever Zero“ von Yeti). „Das sind Gewichte, die vor einigen Jahren unverstellbar waren“, sagt der Branchenkenner.
Dass Kleidung und Ausrüstung so leicht wie möglich sind, erfüllt ein ebenfalls recht neues Bedürfnis der Sportler. „Outdoor ist alles schon einmal gemacht worden: Der tiefste Dschungel wurde durchquert, der höchste Berg erklommen“, sagt Beppler. Heute gehe es darum, die Aktivitäten so gut wie möglich im Leben unterzubringen. Wer wenig Zeit hat, will an kurzen Wochenenden möglichst weit mit dem Fahrrad oder beim Wandern kommen.
Mit dem einher geht eine Entwicklung zu neuen Formen von alten Sportarten: Speed-Hiking, Speed-Biking und Trail-Running. Auch dafür braucht man leichte Ausrüstung. Auch sollen die Stücke möglichst cool sein, denn es sind Aktivitäten, die Jüngere favorisieren. Und das ist in diesem Bereich eine noch recht neue Käufergruppe. Klassischerweise sei die Outdoorbranche etwas für Ältere, sagt Beppler. „Es geht ihnen ums Durchatmen und Abschalten vom Beruf an den Wochenenden.“
Dafür interessiert sich die Gruppe der 16- bis 25-Jährigen aber wenig. Jüngere wollten lieber schnellen Sport betreiben statt gemächlich zu Wandern. Da bringen sie Jacken voran, die den Körper durch ihr Gewicht nicht langsamer machen. Berghaus stellte etwa mit dem „VapourLight Hyper Smock“ die eigenen Angaben zufolge weltweit leichteste wasserdichte Jacke vor. Sie wiegt 110 Gramm.