Papst kommt 2011 zu Staatsbesuch nach Deutschland

Rom/Bonn/Erfurt (dpa) - Papst Benedikt XVI. kommt 2011 zu seinem ersten offiziellen Staatsbesuch nach Deutschland. Bundespräsident Christian Wulff und die Deutsche Bischofskonferenz bestätigten, dass Benedikt in der zweiten Septemberhälfte die Hauptstadt Berlin und das Erzbistum Freiburg besuchen werde.

Zwischenstation macht der aus Deutschland stammende Pontifex im Bistum Erfurt, sagte dessen Bischof Joachim Wanke. Während hohe Politiker und Kirchenleute den Staatsbesuch begrüßten, sieht die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ den Papst vor einer schwierigen Mission, denn die Kirche stecke nach dem schweren Missbrauchskandal in einer tiefen Krise.

Seine beiden bisherigen Besuche 2005 und 2006 in Deutschland hatte der 83-jährige Joseph Ratzinger ausdrücklich als pastoral oder privat bezeichnet. Wulff sagte: „Es ist mir und sehr vielen Menschen in unserem Land eine ganz besondere Freude und Ehre, den Heiligen Vater im 60. Jahr seiner Priesterweihe in seinem Heimatland begrüßen zu dürfen.“

Die „Bild“-Zeitung hatte zuvor berichtet, dass Benedikt eine Einladung von Wulff zum ersten offiziellen Staatsbesuch in seinem Heimatland angenommen habe. Im kommenden Jahr fährt der Papst unter anderem noch nach Kroatien, Spanien und San Marino.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) reagierte mit Freude auf die angekündigte Visite. Der Besuch habe „in seiner Einzigartigkeit historische Qualität“, erklärte Wowereit. Auch das Erzbistum Berlin hieß Benedikt herzlich willkommen. Zuletzt hatte Benedikts Vorgänger Papst Johannes Paul II. 1996 Berlin besucht.

Freiburg ist Sitz des Erzbistums, das Robert Zollitsch leitet, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Zollitsch blickt dem Papstbesuch mit großen Erwartungen entgegen: „Der Besuch des Heiligen Vaters in Deutschland wird ein bedeutender Moment im Leben unseres Landes und im Leben unserer Kirche sein. Ich bin der festen Überzeugung, dass von ihm für viele Menschen kraftvolle Impulse ausgehen werden“, sagte er. „Sein Besuch wird die Kirche in Deutschland und ihren Dienst für die Menschen und die Gesellschaft stärken.“ Nach Angaben der Bischofskonferenz gab es 2008 etwa 25 Millionen Katholiken in Deutschland. Zollitsch geht davon aus, dass noch vor Weihnachten Details der Reise bekanntgegeben werden.

Die thüringische Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) nannte den geplanten Papst-Besuch in Thüringen die Erfüllung eines Traums vieler Thüringer. Diese Visite sei auch eine Anerkennung für die unbeugsamen katholischen Christen während der DDR-Zeit und ein „klares Signal für christliche Werte in unserer Gesellschaft“. Das Bistum Erfurt hatte sich auch während der DDR-Zeit eine tief katholische Prägung bewahrt, hieß es in der Mitteilung der Bischofskonferenz. Dort liegt auch ein Teil der historischen Landschaft Eichsfeld. Diese Region blieb wegen ihrer Lage auch nach der Reformation fast ausschließlich katholisch.

Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ sieht den Heiligen Vater auch in der Doppelrolle von Staatsgast und Pastoralreisendem vor einem schwierigen Spagat. Er treffe in Deutschland auf eine katholische Kirche, die sich in einem großen Umbruch befinde, weil immer mehr Pfarrgemeinden wegen des Priestermangels zusammengelegt werden müssten, erläuterte Sprecher Christian Weisner der Nachrichtenagentur dpa. Zu all diesen Fragen, etwa auch zur Sexualmoral, zum Zölibat und zur Ökumene erwarteten die Gläubigen offene Worte des Kirchenoberhauptes aus Rom. Man dürfe auch gespannt sein, ob der Pontifex („Brückenbauer“) klare Botschaften zur deutschen Integrationsdebatte und zum Umgang mit dem Islam mitbringe.

Der aus Marktl am Inn (Bayern) stammende Benedikt war bisher zweimal in seinem Heimatland. Vier Monate nach seiner Wahl führte ihn seine erste Reise als Papst vom 18. bis 21. August 2005 nach Deutschland. Höhepunkte waren zwei Auftritte auf dem Marienfeld bei Köln. Vom 9. bis 14. September 2006 besuchte der Papst Bayern. Zu Gottesdiensten in München und Regensburg kamen Hunderttausende. Ein Islam-kritisches Zitat in einer Rede an der Uni Regensburg zum Thema Religion und Gewalt löste unter Muslimen teils heftige Proteste aus.