Paris kämpft mit Strom-Flitzern zur Miete gegen Staus auf den Straßen
Ab Oktober 2011 können sich Bewohner und Besucher der französischen Hauptstadt gegen eine Gebühr Elektro-Wagen ausleihen.
Paris. In der französischen Hauptstadt bricht im nächsten Oktober eine neue Ära an. An mehr als 1000 Mietstationen steht den Parisern dann eine Flotte von insgesamt 3000 Elektro-Leihwagen zur Verfügung. „Autolib’“ nennt sich dieses Miet-System, das Bürgermeister Bertrand Delanoe schon jetzt in den höchsten Tönen lobt: „Es wird eine Weltpremiere sein und die urbane Fortbewegung revolutionieren.“
Autofahren in der Seine-Metropole ist wie in den meisten Ballungsgebieten eine Qual. Obwohl nur 42 Prozent der Pariser motorisiert sind und außerdem ein eng gespanntes Netz aus Metro, Bus und S-Bahn bereit steht, erstickt die Hauptstadt im täglichen Verkehrschaos.
Von den Strom-Flitzern erhofft sich die Stadtregierung nun einen Weg raus aus der Sackgasse. Geht die ehrgeizige Rechnung auf, schaffen Zehntausende ihr Auto ab und steigen um auf „Autolib’“. Obendrein sollen die emissionsfreien E-Wagen für mehr saubere Luft in der „Stadt des Lichts“ sorgen.
Vorbild für „Autolib“ sind die 20 000 freien Fahrräder („Velib“), die seit 2007 in Betrieb genommen wurden. Nutzer der Auto-Verleihsystems schließen am besten ein recht günstiges Ganzjahres-Abo ab: Kosten voraussichtlich 144 Euro. Für die erste halbe Stunde werden dann fünf Euro, für die zweite vier Euro und die dritte sechs Euro berechnet.
Bei aller Euphorie: Die Entscheidung der Pariser Stadtregierung, dem schillernden französischen Unternehmer Vincent Bolloré den Zuschlag für dieses Prestigeprojekt zu erteilen, wird allgemein mit Verwunderung aufgenommen. Denn die beiden unterlegenen Mitbewerber — Veolia/Peugeot sowie das Konsortium aus Städtischen Verkehrsbetrieben RATP, Staatsbahn SNCF, dem Autovermieter Avis, dem Baukonzern Vinci und Daimler — weisen im Gegensatz zu Bolloré eine mehrjährige Erfahrung im innovativen Mobilitätsgeschäft auf.
Berüchtigt ist der Bretone Bolloré hingegen für ihren ruppigen Stil bei der Übernahme kränkelnder Unternehmen. Doch Bolloré war offenbar der einzige der drei Bewerber, der keinerlei Garantien für den Fall von Verlusten verlangte.