Parkplatz, Brücke oder Denkmal für Loriot?
Bremen (dpa) - Die Geschichte könnte aus einem Sketch von Loriot stammen. Herrlich absurd und doch wahr.
In Bremen fühlt man sich Vicco von Bülow mindestens genauso eng verbunden wie den Stadtmusikanten. Deshalb kam nach seinem Tod im August schnell die Idee auf, einen Platz oder eine Straße nach dem verehrten Humoristen zu benennen. Die Suche nach einer geeigneten Stelle entpuppte sich jedoch zur Posse. Während die Stadtmusikanten als Denkmal neben dem Rathaus stehen, soll ein Parkplatz an Loriot erinnern.
Unangemessen und peinlich, finden die Kritiker. Doch der Stadtteil Mitte hält den Vorschlag nach wie vor für gut. Die bisher namenlose Fläche liegt direkt am Funkhaus von Radio Bremen. Einst produzierte Loriot in der Hansestadt seine 45 Minuten langen Sendungen mit den bis heute legendären Sketchen und Zeichentrickfilmen. Sein grünes Sofa im Foyer des Senders erinnert noch immer an diese Zeit.
Für den zuständigen Beirat Mitte, dem Parlament des Stadtteils, war damit klar: Der Loriot-Platz gehört vors Funkhaus, Parkplatz hin oder her. Kaum stand der Entschluss fest, erklärte der Senat, die Umbenennung noch in der darauffolgenden Woche beschließen zu wollen. Doch leider vergaß man bei dem ganzen Trubel, die Familie von Bülow zu informieren. Die erfuhr erst aus den Medien von dem Parkplatz-Streit, der inzwischen schon bundesweit für Häme sorgte.
„Ich habe das eigentlich als komisch empfunden - als Posse“, sagt Tochter Susanne von Bülow. „Ich habe das nicht ernst genommen, weil niemand auf uns zugekommen ist.“ Dass das alles etwas unglücklich gelaufen ist, bestätigt auch ein Senatssprecher. „Man hätte vorher Kontakt aufnehmen sollen.“ Das Ressort von Bau- und Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne) soll die Sache jetzt übernehmen und zwischen allen Beteiligten vermitteln.
Denn der Loriot-(Park)Platz ist nicht der einzige Vorschlag, der zur Debatte steht. Während die CDU schon einen Ideenwettbewerb ausruft, wollen die Grünen eine der Weserbrücke umbenennen lassen. Diese erinnert bisher an den früheren Bürgermeister Johann Smidt, dem sowieso schon eine Straße gewidmet ist. Von der Brücke aus könne man auch das Gebäude von Radio Bremen sehen, das direkt an der Weser liegt, heißt es als Begründung. Dabei handelt es sich jedoch um das neue Funkhaus.
Das alte Fernsehstudio, in dem Loriot auf Sendung ging, befand sich im Stadtteil Osterholz und ist längst abgerissen. An seiner Stelle soll ein Möbelhaus entstehen. Der Platz davor soll nach Willen des zuständigen Beirats den Namen des vielseitigen Künstlers tragen. Auch der Stadtteil Huchting plant einen Vicco-von-Bülow-Platz - und dieser würde einen Loriot-Platz in der Innenstadt noch nicht einmal ausschließen, wie Ortsamtsleiter Uwe Martin meint. Radio Bremen käme das sicherlich gelegen.
„Natürlich würde sich Radio Bremen freuen, künftig als Postanschrift "Loriot-Platz 1" zu haben - denn wir fühlen uns dem Meister immer noch sehr verbunden“, betont Intendant Jan Metzger. Doch am Ende müsse es eine Lösung geben, mit der auch die Familie von Bülow gut leben könne.
Dafür will sich Susanne von Bülow, die am Starnberger See lebt, demnächst selbst ein Bild machen. „Ich kenne Bremen überhaupt nicht. Ich möchte mir das erstmal anschauen.“ Doch das müsse bis zum Frühjahr warten. Zeit zum Trauern habe die Familie bisher nicht gefunden.
Wieso dem Meister des Humors nicht gleich ein Denkmal setzen? Das schlägt zumindest der Besitzer von Loriots Lieblingsrestaurant in Bremen vor. Ihm schwebt dabei eins der „Knollennasenmännchen“ vor. Als Vorbild könnte da Vicco von Bülows Geburtsstadt Brandenburg/Havel dienen, wo eine Bank samt Knollennasen-Figur im Sommer den Touristen als beliebtes Fotomotiv dient.
Auch dort denken die Behörden darüber nach, wie sie den berühmten Sohn ihrer Stadt ehren können - jedoch leiser als in Bremen. Die Gespräche mit der Familie liefen noch, erläutert ein Stadtsprecher.