Parzinger fordert sofortige Freilassung Ai Weiweis

Berlin (dpa) - Nach der Festnahme des regimekritischen Künstlers Ai Weiwei sehen Kulturpolitiker in Deutschland die Beziehungen zu China schwer belastet.

Die Bundesregierung solle sich für eine umgehende Freilassung von Ai Weiwei einsetzen, sagte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. Er äußerte sich „entsetzt und schockiert über diesen Willkürakt“. Der Kulturausschuss des Bundestages nannte die Festnahme einen Skandal und eine Brüskierung der deutsch-chinesischen Kulturarbeit.

Es sei „sehr befremdlich“, dass der Künstler, der auch enge Beziehungen zu Deutschland habe, unmittelbar nach der Eröffnung einer Ausstellung von Museen aus Berlin, Dresden und München zur Kunst der Aufklärung in Peking festgenommen wurde, sagte Parzinger. „Nach dieser großzügigen Geste Deutschlands gegenüber China ist der Dialog nun schwer belastet, China sollte Ai Weiwei umgehend freilassen.“

Am Freitag hatte Außenminister Guido Westerwelle (FDP) die Ausstellung zusammen mit den deutschen Museumsdirektoren in Peking eröffnet. Der 1957 geborene Ai Weiwei, der in China nicht ausstellen darf, war am Sonntag festgenommen worden und ist seitdem verschwunden.

Parzinger sagte, er glaube zwar nicht an einen Zusammenhang zwischen der Ausstellungseröffnung und der Festnahme. „Aber kaum waren Außenminister Guido Westerwelle und die deutsche Delegation abgeflogen, erfolgte die Festnahme. Das ist sehr eigentümlich.“

Der Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Martin Roth, Roth sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag): „Ich hoffe, dass die Festnahme nichts mit seinen Äußerungen im Rahmen unserer Ausstellung zu tun hat. Die Menschen, die mit uns zusammenarbeiten, öffnen uns Türen, um unsere aufgeklärten Werte vorzuführen. Wenn wir nicht mehr diese Möglichkeit nützen könnten, wäre die Kultur verloren.“

Die Kulturausschuss-Vorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus, Alice Ströver (Grüne), erklärte, sie hoffe bald Ai Weiwei begrüßen zu können. Der Künstler plant in Berlin eine Ausstellung am 29. April und will auch ein Atelier in der Hauptstadt einrichten.

Trotz des Vorfalls sprach sich Parzinger für eine Fortsetzung der kulturpolitischen Verbindungen zu Peking aus. „Wir machen diese Ausstellung für die Menschen in China, deren Interesse an Öffnung und Gedankenfreiheit stetig wächst.“ Der Dialog sei vor allem mit schwierigen Partnern wichtig. „Wenn nur ein Teil der Menschen, die die Ausstellung besuchen, nachdenklich wird, dann haben wir etwas erreicht“, sagte der Stiftungspräsident. Berlins Staatliche Museen sind Teil der Preußenstiftung.