Peer Steinbrück: Der Herr der Zahlen
Peer Steinbrück, Finanzminister im Kabinett Merkel, gilt unter seinen SPD-Ministerkollegen als Schwergewicht. Hinter Steinmeier gewiss, aber vor Gabriel, Tiefensee oder Ulla Schmidt.
Das könnte erstaunen, denn seiner Berufung ging eine vernichtende Niederlage voraus: Als amtierender NRW-Ministerpräsident führte er 2005 im SPD-Stammland seine Partei mit nur 37 Prozent in die Opposition. Innerhalb kurzer Zeit hatte die auf den charismatischen Johannes Rau folgenden Technokraten-Generation unter Wolfgang Clement und Steinbrück - immerhin Büroleiter unter Rau - die Macht an Rhein und Ruhr verspielt. Doch der 1947 in Hamburg geborene Diplom-Volkswirt Steinbrück glänzte bald darauf in Berlin als solider Haushaltswächter. Eine Parallele zu seinem Vorgänger Hans Eichel übrigens, der in Hessen als Ministerpräsident scheitern musste, um als "Eiserner Hans" unter Schröder zum Liebling der Medien zu avancieren - heute grüßt ihn kaum ein Genosse noch. Steinbrücks Chancen stehen besser: Als Herr der Zahlen und Hüter der Stabilität steht er über dem Politstreit, macht seinen Job und ist beliebt - und das ist für SPD-Verhältnisse heute schon allerhand.