Carlos Slim ist reichster Mann der Welt
Milliardärsliste: Der Mexikaner Carlos Slim überrundet Bill Gates - sein Vermögen ist deutlich größer.
Mexiko-Stadt. Er hat es offenbar geschafft: Der mexikanische Großunternehmer Carlos Slim wird nach einem Bericht des Finanzmagazins "Sentido Comun" auf 67,8 Milliarden Dollar geschätzt, das Vermögen von Gates auf 59,2 Milliarden. Schon im April hatte das Wirtschaftsmagazin "Forbes" berichtet, dass Slim an dem Amerikaner Warren Buffett (52 Milliarden Dollar laut "Forbes") vorbei auf Platz zwei vorgerückt sei. Von Slim und von "Forbes" gab es gestern keine Stellungnahme.
Slim wurde an die Spitze der Reichsten der Welt katapultiert, weil die Aktien des von ihm kontrollierten Mobilfunkkonzerns América Móvil seit März um 27 Prozent stiegen. Dieser Aktiensprung mache Slim um etwa 8,6 Milliarden Dollar reicher als Gates, sagt Eduardo Garcia von "Sentido Comun". Vergangenes Jahr wuchs der persönliche Reichtum des Mexikaners pro Minute um 45 000 Dollar, während rund 40 Millionen seiner Landsleute nur einen Dollar am Tag zur Verfügung haben.
Slim wird gern als moderner "König Midas" bezeichnet, dem wie der antiken Sagenfigur alles zu Gold wird, was er anfasst. Er kauft immer dann Aktien, wenn andere sich nicht trauen - und deshalb meist günstig. Das Land käme nicht einen Tag ohne sein Imperium aus: Die Kommunikation bräche zusammen, da neun von zehn Festnetz- und Mobiltelefonleitungen sowie der größte Internetprovider ausfallen. Die Börse bräuchte gar nicht zu öffnen, weil nur halb so viele Aktien zu handeln wären.
200 000 Menschen hätten keinen Job mehr, da ein Gutteil der Banken, Versicherungen, Restaurants, Kaufhäuser, Minengesellschaften, Bau- und Autozulieferer nicht arbeiten könnten. Kurzum: Alle Räder stünden still im wirtschaftsstärksten Land Lateinamerikas. Denn es gibt kaum eine Branche, in der Slim nicht mitmischt. Sein Vermögen macht rund sieben Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung Mexikos aus.
Neben seinem untrüglichen Gespür für Geschäfte kann sich der 66-Jährige, der nicht gern in der Öffentlichkeit auftritt, auf beste Beziehungen zur Politik verlassen. Sein Draht zum früheren mexikanischen Präsidenten Carlos Salinas dürfte ihm auch genützt haben, als der mexikanische Staat 1990 die Telefongesellschaft Telmex privatisierte. Damals bekam Slims Konsortium den Zuschlag für 1,8 Milliarden Dollar - ein lachhafter Preis für einen Konzern, den die Börse heute mit 36 Milliarden Dollar bewertet. Die Telefonkosten stiegen danach drastisch, ohne dass sich die Qualität der Netze gebessert hätte.
Kindheit Carlos Slim Helú wurde am 28. Januar 1940 in Mexiko-Stadt geboren. Bereits als Achtjähriger half er seinem Vater in dessen Geschäft. Seit 1999 ist er Witwer, seine drei Söhne haben Schlüsselpositionen in seinem Unternehmen.
Karriere Der studierte Bauingenieur handelte zunächst mit Aktien und wurde dann Investor. Ab 1980 baute er sein Firmenimperium auf. Richtig reich wurde er, als er 1990 die staatliche Telefongesellschaft Telmex zum sehr günstigen Preis übernahm.