Pendler: Morgens hin und abends geht’s zurück
In Nordrhein-Westfalen arbeitet jeder Zweite nicht an seinem Wohnort. Glück haben die Menschen in Münster.
Düsseldorf. Gut jeder zweite der rund 8,7 Millionen Erwerbstätigen in Nordrhein-Westfalen arbeitet nicht in seinem Wohnort. Im vergangenen Jahr seien fast 4,4 Millionen Menschen zur Arbeit in eine andere Gemeinde gependelt, berichtet das Statistische Landesamt. Allein nach Köln pendeln täglich fast 305 000 Berufstätige zur Arbeit, in Düsseldorf sind rund 58 Prozent aller dort Beschäftigten Pendler, das sind 287 500 Menschen.
Die Einwohner von Münster arbeiten dagegen ganz überwiegend an ihrem Wohnort. Nur ein knappes Viertel der Erwerbstätigen verlässt die Stadtgrenzen. Das ist die niedrigste Auspendlerquote aller 396 NRW-Kommunen. Am anderen Ende der Statistik rangiert die Gemeinde Alfter in Rhein-Sieg-Kreis. Dort fahren 84 Prozent aller Erwerbstätigen in eine andere Gemeinde, mehr als jeder zweite von ihnen nach Bonn.
Die Zahl der Berufspendler hat in den vergangenen Jahren zugenommen, ihr Anteil an den Erwerbstätigen allerdings nicht. Schon im Jahr 2002 hatten die Statistiker errechnet, dass jeder zweite Erwerbstätige nicht an seinem Wohnort arbeitet. Damals waren es aber noch 600 000 Pendler weniger.
Veränderungen hat es bei den Berufen gegeben. Nicht nur höher Qualifizierte pendeln in andere Städte. „Wegen der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt für geringer Qualifizierte müssen diese auch weitere Wege in Kauf nehmen“, hat Anette Haas festgestellt. Sie beschäftigt sich beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung mit der räumlichen Mobilität von Arbeitskräften.
Pendler kommen nicht nur aus der Nachbarstadt. In Düsseldorf hatten nach Berechnungen der Bezirksregierung rund 39 000 Beschäftigte eine Anreise von mehr als 80 Kilometern, das waren rund 14 Prozent aller Einpendler (2012). Landesweit brauchten in dem Jahr ein Viertel aller Erwerbstätigen mehr als eine halbe Stunde zu ihrem Arbeitsplatz, länger als eine Stunde waren aber nur 4,3 Prozent unterwegs.
Der Trend zu immer längeren Strecken beim Pendeln hat sich nach Beobachtungen von Haas zuletzt abgeschwächt. „In den vergangenen Jahren sind die durchschnittlich zurückgelegten Strecken nicht länger geworden. Das ist auch eine internationale Entwicklung.“ lnw