Pferd bei weniger als fünf Prozent der Fleischproben
Brüssel (dpa) - Etwa jedes zwanzigste Rindfleischprodukt in Europa enthält auch Pferd. Das ist das Ergebnis von europaweiten Untersuchungen, das die EU-Kommission am Dienstag in Brüssel bekanntgab.
„Im Durchschnitt gab es bei 4,6 Prozent [der Proben] Pferdefleisch“, sagte EU-Verbraucherkommissar Tonio Borg in einer Videobotschaft. Exakt waren 4,66 Prozent der Proben auffällig. Die EU-Staaten hatten in wochenlangen Tests Rindfleischprodukte auf Spuren von Pferd untersucht.
In Deutschland wurden die Behörden bei 29 von 878 Proben fündig. Das entspricht 3,3 Prozent. Bei umfangreicheren Tests in den Monaten Februar, März und April hatten die Überwachungsbehörden sogar bei 7,5 Prozent der Proben Pferdefleisch gefunden - also erheblich mehr. Die Testmethoden unterschieden sich nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums nicht.
Verbraucherkommissar Borg will nun stärker gegen Täuschung vorgehen. „Obwohl dies relativ wenig ist, ... glaube ich, dass wir weitere Maßnahmen ergreifen sollten“, sagte er zu den europaweiten Testergebnissen. Um abzuschrecken, müssten Strafzahlungen so hoch ausfallen, dass Betrüger keinen Gewinn mehr machen könnten.
Rückstände des entzündungshemmenden Medikaments Phenylbutazon seien bei 0,5 Prozent der getesteten Schlachtpferde entdeckt worden. Es ist nicht für den Einsatz bei Tieren erlaubt, die später auf dem Teller landen sollen. Die Behörden in Deutschland fanden das Medikament nicht. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA und die EU-Agentur für Arzneimittel EMA hatten das Risiko durch Verbraucher in einer Studie vom Vortag als gering eingeschätzt.
Der europäische Verbraucherschutz-Dachverband BEUC sieht in den Ergebnissen einen Beleg für weitverbreiteten Betrug. Der Verband rief nach „harten Strafen“. Der deutsche Verband Foodwatch forderte ebenfalls strengere Sanktionen. Der stellvertretende Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt sagte zu den Pferdefleischfunden im Rindfleisch: „Das ist nicht wenig, sondern relativ viel. Fast jedes zwanzigste Kilo ist betroffen.“
Die meisten Fälle von falsch ausgzeichnetem Pferdefleisch fanden die Behörden in Frankreich (13,3 Prozent), gefolgt von Griechenland (12,5 Prozent) und Lettland (10 Prozent).
Die EU-Kommission will am 19. April mit Vertretern der 27 EU-Staaten über das weitere Vorgehen beraten. Dabei soll es auch um die Frage gehen, ob die Kontrollen verlängert werden sollen.