Schneeschuh-Hasen wegen kürzerer Schnee-Zeit gefährdet

Missoula/Washington (dpa) — Was dem Schneeschuh-Hasen eigentlich das Leben retten soll, wird für ihn nun zur Lebensgefahr: seine jahreszeitlich wechselnde Tarnung mit weißem Winter- und braunem Sommerfell.

Wegen der Erderwärmung werde die alljährliche Schneesaison immer kürzer, so dass der Hase immer länger mit weißem Fell durch braun-grünen Wald hoppelt — und somit leichte Beute für den kanadischen Luchs ist. Das berichten Forscher in den „Proceedings“ der US-amerikanischen National Academy of Sciences („Pnas“, Online-Vorabveröffentlichung).

Der jahreszeitliche Wechsel der Fellfarbe sei eher von der Länge des Tageslichts abhängig als von der Schneebedeckung, schreibt das Team um L. Scott Mills von der University of Montana in Missoula.

Die Biologen hatten über drei Winter hinweg insgesamt 148 Schneeschuh-Hasen (Lepus americanus) im Nordwesten der USA beobachtet. In diese Zeit fiel sowohl die kürzeste als auch die längste Schnee-Saison seit 1970. Einmal pro Woche lokalisierten die Forscher die Tiere. Dann fotografierten sie die Fellfarbe und dokumentierten die Schneedecke im Umkreis von zehn Metern. Daraus berechneten die Forscher, wie sehr sich die Tiere farblich von der Umgebung abhoben. Weißes Fell auf noch herbstlich braunem Waldboden war ebenso unpraktisch wie schon braunes Fell bei spätem Schneefall im Frühling.

Im Herbst dauerte es bis zu 40 Tage, bis alle Tiere vollständig ihr Fell von braun auf weiß umgestellt hatten — und zwar unabhängig vom ersten Schneefall. Im Frühjahr sei der Camouflage-Wechsel flexibler abgelaufen, schreiben die Wissenschaftler. „Einhergehend mit der viel längeren Schneesaison im Frühjahr 2011 vollendeten die Hasen den Fellwechsel von weiß zu braun 16 Tage später als im Jahr 2010.“ Im Winter 2009/2010 war der erste Schnee zwei Tage später gefallen, als nach langjährigem Durchschnitt üblich gewesen wäre; und die Schneezeit war zwölf Tage früher als üblich vorbei. Der Winter 2010/11 hingegen lag fast im gewöhnlichen Mittel.

Mit Hilfe von Klima-Modellen berechneten die Forscher noch, was die Beobachtungen für die Zukunft bedeuten. „Die jährliche Dauer der Schneedecke wird bis zur Mitte dieses Jahrhunderts um 29 bis 35 Tage sinken und bis Ende dieses Jahrhunderts um 49 bis 69 Tage zurückgehen.“ Wenn die Tiere ihren Fellwechsel im Herbst nicht verschieben können und ein ungünstiges Klimaszenario eintritt, befürchten die Forscher, dass die Hasen noch leichter zu fangen sind. „Dann werden sich die Tage einer Fellfarbe-Fehlanpassung mit weißen Hasen auf dem braunen schneelosen Untergrund erhöhen, und zwar um das Vierfache bis zur Mitte des Jahrhunderts und um das Achtfache bis Ende des Jahrhunderts.“