Tote bei starkem Erdbeben an iranisch-pakistanischer Grenze

Berlin/Neu Delhi/Islamabad (dpa) - Ein heftiges Erdbeben hat erneut den Iran erschüttert und im Grenzgebiet zu Pakistan vermutlich Dutzende Menschen in den Tod gerissen. Über die genaue Zahl der Opfer herrschte zunächst noch Unklarheit.

In der Provinz Baluchistan seien 30 Menschen ums Leben gekommen, sagte ein Mitarbeiter der pakistanischen Behörde für Katastrophenmanagement. Etwa 200 Menschen wurden verletzt. Pakistanische Medien hatten zunächst zwölf Tote gemeldet. Rettungskräfte versuchten nun, in die am schlimmsten betroffenen Bezirke vorzudringen, so Saifur Rehman am Dienstagabend (Ortszeit).

Der Erdstoß erreichte am Dienstag nach Angaben der US-Erdbebenwarte die Stärke 7,8 und war bis Indien und in die Golf-Staaten zu spüren.

Die iranischen Behörden bestätigten die von Medien zunächst gemeldete Zahl von 40 Toten zunächst nicht. Es seien nur zwölf Menschen verletzt worden, berichtete die Nachrichtenagentur Fars unter Berufung auf die Behörden. Rettungsteams seien unterwegs ins Erdbebengebiet. Es sei das stärkste Beben der vergangenen 40 Jahre im Iran. Der Gouverneur der betroffenen iranischen Stadt Sarawan, Mohammad Sharif-Khaleqi, hatte zunächst von 27 Verletzten gesprochen. Das Beben habe einige ältere Häuser in Sarawan beschädigt, sagte er der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA. Viele Häuser in der ländlichen Gegend sind aus Lehmziegeln gebaut.

Das Geoforschungszentrum in Potsdam (GFZ) gab die Stärke des Bebens mit 7,6 an, Fars mit 7,5. Geophysiker Joachim Saul vom GFZ sagte, glücklicherweise habe sich das Beben mit 90 Kilometern in großer Tiefe ereignet. Je näher sich die Bewegungen an der Erdoberfläche abspielten, desto verheerender könnten die Auswirkungen sein. Erst am Dienstag vergangener Woche waren bei einem Erdbeben im Süden des Iran 37 Menschen ums Leben gekommen, 850 wurden verletzt. In der Gegend richten Erdbeben immer wieder schwerste Schäden an, Zehntausende Menschen kamen bei Erdstößen in den letzten Jahrzehnten um.

Der jetzige Erdstoß im Südosten des Iran war selbst in der indischen Hauptstadt Neu Delhi zu spüren, die mehr als 1500 Kilometer vom Zentrum des Bebens entfernt liegt. Eine Deutsche, die in Gurgaon bei Neu Delhi arbeitet, sagte: „Es hat sich im 14. Stock wie ein Schwindelanfall angefühlt, die Lampen haben voll geschaukelt. Nicht schlimm, aber trotzdem wurde das Gebäude evakuiert.“ In der pakistanischen Wirtschaftsmetropole Karachi wurden auch Gebäude evakuiert.

Auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Saudi-Arabien ließ das Beben Häuser zittern. Die Behörden in den arabischen Staaten registrierten jedoch keine Opfer oder größere Schäden.

Außenminister Guido Westerwelle bot dem Iran deutsche Hilfe „zur Bewältigung dieses außergewöhnlich starken Erdbebens“ an. „Wir trauern mit den Menschen in Iran, die den Verlust von Freunden und Verwandten beklagen“, sagte er nach einer Mitteilung des Auswärtigen Amtes. Nach Ministeriumsangaben gibt es keine deutschen Opfer.

GFZ-Geophysiker Saul sagte, nach dem Erdbeben müsse mit Nachbeben gerechnet werden. „Das ist bei der gemessenen Stärke von 7,6 sehr wahrscheinlich.“ Im Iran gebe es mehrmals im Jahr derartige schwere Naturereignisse. Grund sei, dass sich mehrere Erdplatten aufeinander zubewegten. „Gebirge werden aufgefaltet, und es kommt zu größeren Verwerfungen.“