Pierre Brice — auf ewig Winnetou
Der französische Schauspieler wird am Donnerstag 85 Jahre alt. Er prägte das Bild des Indianers in Deutschland.
Paris. Er sieht trotz seines hohen Alters immer noch so stattlich aus wie ein Indianerhäuptling — und wird in Deutschland noch genauso verehrt:
Pierre Brice, der als „Winnetou“ das Indianerbild ganzer Generationen von Deutschen prägte, feiert am Donnerstag seinen 85. Geburtstag.
„Der Rücken tut zwar weh, die Knie auch. Doch Winnetous Herz schlägt noch wie bei einem jungen Krieger“, sagte der Schauspieler vor wenigen Monaten.
Nun will der Franzose umziehen und sich im Land seiner größten Erfolge niederlassen — in Deutschland. In seiner Heimat Frankreich, in der Brice mit seiner deutschen Frau Hella derzeit noch lebt, ist der bretonische Schauspieler weitgehend unbekannt.
Ganz anders in Deutschland: Als Apachenhäuptling „Winnetou“ himmelten nicht nur Teenies den gutaussehenden, braungebrannten Franzosen an: Die Jugendzeitschrift „Bravo“ nahm ihn dutzende Male aufs Titelblatt, Brice erhielt zweimal den begehrten Filmpreis Bambi und später sogar das Bundesverdienstkreuz.
1962 hatte er in „Der Schatz im Silbersee“ erstmals die Rolle des „Winnetou“ übernommen. Der Film wurde zum Kassenschlager und machte Brice, der zuvor vom Buchautor Karl May nie etwas gehört hatte, über Nacht zum Star. Selbst über den Tod des Apachenhäuptlings in „Winnetou 3“ hinaus wurde die erfolgreiche Serie fortgesetzt — nicht zuletzt aufgrund wütender Proteste der Fans. Insgesamt spielte Brice in elf Filmen bis Ende der 1960er Jahre den schweigsamen, aufrechten Indianerhäuptling.
„Winnetou“ sei für ihn immer eine positive Figur gewesen, „ein Mann, der Werte wie Freiheit, Frieden, Liebe und Toleranz vertritt“, sagte Brice später über seine prägendste Rolle. Vor einigen Jahren haderte er allerdings auch mit der Festlegung auf diese Figur: „Ich hätte nach ,Winnetou 3’ aufhören sollen“, sagte er damals.
Dass er weitere Indianerfilme drehte, habe in den 1960er Jahren seine Karriere ruiniert: „Ganz Europa sprach damals über mich, ich hätte jede Rolle bekommen können“. Nach dem Ende der Karl-May-Verfilmungen spielte Brice zwar erneut in einer Reihe von Filmen, doch sie reichten alle nicht an seinen größten Erfolg heran.
Mitte der 1970er Jahre kehrte er daher bei den Karl-May-Festspielen im sauerländischen Elspe und später bei den Festspielen in Bad Segeberg zu seiner „Winnetou“-Rolle zurück. In den 1980er Jahren trat er dann in Fernsehserien wie „Das Traumschiff“ auf — doch für die Deutschen blieb er auf ewig „Winnetou“.
Inzwischen hat sich der Franzose „schweren Herzens“ entschlossen, sein Anwesen bei Paris zu verkaufen. Mit seiner Frau Hella und deren Schwestern will er in ein neugebautes Haus in Bayern ziehen. Denn auch wenn Brice versichert, dass er sich noch ganz fit fühle, denkt er doch schon an die Zeit nach seinem Tod: „Wenn ich gehe, will ich, dass meine liebe Frau bei ihrer Familie ist.“ Und „Winnetou“ sprach: „Meine ewigen Jagdgründe liegen in Deutschland.“