Pilotprojekt testet den Fahrschein für alles, was rollt
Auto, Bahn, Bus, Leihrad — in Düsseldorf läuft ein einzigartiges Pilotprojekt des Verkehrsverbundes.
Düsseldorf. Vier Verkehrsmittel, aber nur ein Fahrschein für Leihauto, Fahrrad, Bus und Bahn. So könnte die Fortbewegung der Zukunft aussehen. In Düsseldorf läuft ein Projekt, das vier rollende Untersätze in einem Ticket bündelt, seit einigen Monaten im Probebetrieb. Die Fahrkarte mit zwei Chipkarten gilt für Bus und Bahn, sie öffnet aber auch Leihautos von car2go und den Zugang zu Fahrrädern von nextbike. „Mobil in Düsseldorf“ heißt das Monatsticket. In NRW gibt es nichts Vergleichbares.
Das Projekt des Verkehrsbetriebs Rheinbahn hat viele Vorschusslorbeeren geerntet. Vom Fahrrad-Club ADFC in NRW kommt Lob für einen Ansatz ohne Schubladendenken: für jeden Zweck das sinnvollste Verkehrsmittel. Anja Smetanin, Sprecherin des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), sagt, es sei „ein Modell der Zukunft“.
Dabei suchen sich die Kunden von Fall zu Fall das Passende aus: für die Innenstadt die Straßenbahn, das Auto zum Einkauf, das Rad für den schnellen Weg oder je nach Bedarf eine Kombination von allem. Und wie findet sich rasch ein freies Auto oder ein Fahrrad an der nächsten Ecke? Per Smartphone im Internet.
„Viele große Städte machen sich Gedanken, wie sie etwas Ähnliches einführen können“, sagt der Berliner Mobilitätsforscher Weert Canzler. Allerdings sollte auch an eine Vereinheitlichung über die Stadtgrenzen hinaus gedacht werden. Ein Ticket wie das in Düsseldorf sei ein Weg für die Mobilität der Zukunft.
Seit Anfang März bietet die Rheinbahn das Monatsticket für 74,90 Euro an. Enthalten ist die übliche Flatrate für Bus und Bahn. Dazu kommen die Angebote von car2go und nextbike, die ohnehin in Düsseldorf vertreten sind: monatlich 90 Freiminuten mit einem Kleinwagen sowie täglich vier Freistunden mit dem Rad.
Die Daimler-Tochter car2go hat 300 Smart-Kleinwagen in der Stadt, die keine feste Station haben, sondern einfach auf öffentlichen Parkplätzen abgestellt und gemietet werden. Das Leipziger Unternehmen nextbike ist in Düsseldorf mit 400 Mieträdern an knapp 50 Stationen präsent.
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hat den Versuch zum Pilotprojekt erkoren. Die Kunden aber beißen noch nicht richtig an: Gerade mal 15 Abonnenten gab es Anfang Mai. Unruhig wird die Rheinbahn deshalb nicht. „Das muss sich entwickeln“, sagt Sprecher Georg Schumacher.
Zielgruppe sind vor allem junge Kunden, die versiert sind im Umgang mit neuen Medien, die übers Internet nach dem freien Auto in der Nähe fahnden oder per Handy den Code für das Mietrad anfordern. Trendforscher wissen auch, dass der eigene Wagen heute längst nicht mehr das tolle Statussymbol ist. Ein schickes Handy oder ein Laptop tut es oftmals auch.
Auch car2go-Sprecher Andreas Leo verweist auf die Zeichen der Zeit: Geplagt von Dauerstau, Parkplatznot und hohen Kosten schaffen Städter das Auto ab — oder erst gar keins an. In den Zentren mancher Großstädte kommt fast jeder zweite Haushalt ohne eigenes Auto aus.
Trotz der bisherigen Zurückhaltung für das „Mobil in Düsseldorf“-Ticket setzt Rheinbahn-Vertriebschef Reinhardt Rötgerkamp auf Durchbruch: „Ich garantiere es, im Herbst sind es 500 bis 1000 Kunden pro Monat.“