NextTicket Ticket-App des VRR: Bus und Bahn fahren soll leichter werden

Der VRR testet ab nächster Woche seine neue Ticket-App "NextTicket". Tarifzonen gibt es bald nicht mehr. Abgerechnet wird kilometergenau.

So sieht sie aus, die neue Ticket-App des VRR. Im März beginnt die dreimonatige Testphase. Ab Juli wird kilometergenau abgerechnet.

Foto: Federico Gambarini

Düsseldorf. Wer nur gelegentlich mit Bus und Bahn fährt, kennt das Problem: Welches Ticket brauche ich? Und wo ist der nächste Kartenautomat? Ohne Tarifkenntnisse und das passende Bargeld kann der Ticket-Kauf schnell zum echten Stresstest werden. Viele potenzielle Nutzer schreckt das ab. Sie fahren dann doch lieber mit dem Auto — mit den bekannten Stau-Folgen auf vielen Straßen.

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) startet am 1. März seine neue Ticket-App, um aus Gelegenheitsfahrern Dauerkunden zu machen. Derzeit werden 76,2 Prozent aller Fahrten von Menschen gemacht, die ein Ticketabo haben. Da ist aus VRR-Sicht noch Luft nach oben. Einfach und intuitiv — so soll das Angebot namens NextTicket sein. Vor Beginn der Fahrt checken die Kunden über die App ein. Am Ziel angekommen, checken sie wieder aus. Die Berechnung des Preises erfolgt automatisch.

Ab dem 1. März startet zunächst eine dreimonatige Testphase. Rund 3200 Teilnehmer haben sich dafür bisher angemeldet. Bis zu 9000 Kunden können dabei sein. Funktioniert die Registrierung? Klappt die Abbuchung? Ist die Abrechnung korrekt?

Zunächst gilt der alte Tarif mit der bekannten Einteilung nach Zonen. Erst ab Juli kommt der neue elektronische Tarif zur Anwendung. Und der setzt sich zusammen aus einem Festpreis — je nach Preisstufe zwischen 1,40 und 1,45 Euro — sowie 20 Cent pro gefahrenem Kilometer.

In der Praxis sieht das so aus: Der Fahrgast steht an der Haltestelle und öffnet auf dem Smartphone die App. Die ortet ihn und schlägt eine Haltestelle vor. Der Kunde bestätigt sie und bucht sich ein. Nach kurzer Zeit erscheint sein Ticket auf dem Bildschirm. Darauf sind seine Starthaltestelle und Daten zur Person des Nutzers vermerkt. Diese Angaben werden dem VRR zufolge gebraucht, damit Kontrolleure das Ticket prüfen können. Dazu erscheint auf dem Ticket auch ein QR-Code. Steigt der Fahrgast aus, öffnet er die App erneut und bucht sich aus. Danach wird angezeigt, wie viel die Fahrt gekostet hat. Die Abbuchung erfolgt monatlich.

„Das System der kilometergenauen Abrechnung ist für die Fahrgäste gerechter“, sagt José Luis Castrillo vom VRR-Vorstand. Es mache dabei keinen Unterschied mehr, ob der Kunde auf dem Land oder in der Stadt fahre. Besonders profitieren werden Kunden, die an der Grenze eines Tarifbereichs wohnen und bisher für die kurze Fahrt über die Grenze einen höheren Preis zahlen müssen.

Das Projekt NextTicket wird vom Land mit 600.000 Euro gefördert. Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) sieht darin eine große Chance. „Damit muss man nun nicht mehr am Ticketautomaten verzweifeln, sondern nutzt ein Angebot, dass man aus dem Alltag mit dem Smartphone kennt“, so Wüst.

NextTicket stößt aber auch dann auf Hürden, wenn der Test erfolgreich verläuft. Denn an der Grenze des VRR endet die schöne neue Digitalwelt. Wer beispielsweise von Krefeld nach Köln fährt, braucht in jedem Fall ein Zusatzticket, weil dann auch der Verkehrsverbund Rhein-Sieg im Spiel ist. Dort wird zwar ebenfalls an Apps gearbeitet. Aber eine verbundübergreifende Lösung ist noch nicht in Sicht. Schwierigkeiten gibt es zudem, wenn der Kunde in den Fernverkehr wechseln möchte, weil NextTicket diese Leistung nicht abrechnen kann.

Innerhalb des VRR kennt NextTicket aber verblüffende Vorteile. Wer zum Beispiel von Meerbusch nach Essen-Kettwig reist, könnte über Duisburg fahren, abgerechnet wird aber der kürzere Weg über Düsseldorf. Übrigens: Die bisherigen Fahrscheine auf Papier soll es nach Angaben des VRR auch künftig geben.