Pluto das Pferd: Der Star der drei Musketiere
In der Neuauflage des Kinohits ist Pluto das Pferd an der Seite von D’Artagnan. Mit seinem Besitzer tritt er sonst bei Ritterspielen auf.
Düsseldorf. Plutos Karriere war eigentlich schon zu Ende, bevor sie begonnen hatte. Dabei war die Rolle in „Henry IV“ wie für ihn gemacht. Gesucht wurde ein Pferd, das jedem Schlachtgetümmel gewachsen ist. Kein Problem für den dänischen Knabstrupper, wohl aber für den Regisseur. In einer Szene mit dunklen Pferden — Pluto mittendrin — ertönte sein Ruf: „Was macht das Pferd da? Raus!“ Der Schimmel mit den schwarzen Punkten, der an Pippi Langstrumpfs „Kleiner Onkel“ erinnert, passte nicht ins Bild.
Besitzer Siegfried Scherer lacht. „Der Film ,Henry IV’ ist sehr düster. Pluto war wirklich ein weißer, störender Fleck“, erinnert sich der 56-Jährige. Doch der Wittener blieb unbeirrt und schickte Fotos an eine Agentur, die auf die Vermarktung von Pferden spezialisiert ist.
Nicht zuletzt wegen seiner Erscheinung bekam Pluto eine Hauptrolle in der Neuauflage des Mantel- und Degenfilms „Die drei Musketiere“. „Der Regisseur kam aus den USA und schaute ihn sich an.“ Er fand den 15-jährigen Hengst gut. So gut, dass er als vierbeiniger Gefährte des Degenfechters D’Artagnan, gespielt von US-Schauspieler Logan Lerman, durch die Kinos reiten darf.
Siegfried Scherer
Die Dreharbeiten in Bayern von August bis November 2010 seien für Pluto ein Klacks gewesen, sagt Scherer. Kein Wunder, das Pferd hat Starqualitäten. „Er kann zwar nicht reden und Auto fahren. Ansonsten kann er alles.“ Die Hohe Schule der Reitkunst ist für den Knabstrupper ebenso wenig ein Problem wie rückwärts galoppieren oder durch Feuerwände reiten. Das ist für Pluto sogar Routine, denn mit seinem Besitzer ist er Mitglied der Rittergruppe „Compania Ferrata“, die im In- und Ausland spektakuläre mittelalterliche Turniere veranstaltet.
Als Pluto mit dreieinhalb als Deckhengst zu Scherer kam, winkten alle ab. „Aus dem wird nix“, hieß es. Doch die Stallkollegen kannten nicht die Ausdauer des Vaters dreier Söhne. „Ich war der Erste, der ihn geritten hat.“ Das war vor zwölf Jahren.
Der in Tadschikistan geborene Deutsche ist ein Kämpfer. Als Zehnjähriger besuchte er mit seinen Eltern erstmals einen Zirkus und wusste sofort: Ich werde Artist. Mit 13 bewarb er sich und bekam die Antwort: „Du bist noch zu klein.“ Mit viel Beharrlichkeit und etwas Glück schaffte er trotzdem die Aufnahme am Moskauer Staatszirkus. „Der Chef der Kosakenreiter nahm mich unter seine Fittiche — eine harte Schule.“
Die half ihm bei der Arbeit mit Pluto. „Hengste sind starke Charaktere. Wenn man ihnen aber zeigt, wer der Herr ist, vertrauen sie einem blind.“ An nur einem Nachmittag habe er ihm den Sprung durch den Feuerring beigebracht. Von Plutos Nervenstärke profitierte auch D’Artagnan. „Ich gab nur die Kommandos.“
Geduldig ließ Pluto, der in Interviews gerne schläfriges Desinteresse zeigt, während der Dreharbeiten die tägliche Maske über sich ergehen. „Es wurde eine Tierfriseurin eingeflogen, die ihm ein Toupet für Schweif und Mähne verpasste.“ Stundenlanges Warten sei Alltag beim Film. Deshalb liebe er die Rittershows. „Da haben wir Kontakt zum Publikum und Applaus“, sagt Scherer.
Seinen Rausschmiss bei „Henry IV“ hat Pluto gut verkraftet. Sein Besitzer ergatterte sogar eine Minirolle. „Ich darf um eine Ecke gehen“, sagt Scherer. Die Begeisterung seiner Frau hielt sich indes in Grenzen. „Wann kommst du ins Bild?“, habe sie gefragt. „Da war ich längst wieder weg.“