Schon am Sonntag droht das nächste Unwetter
Mit dem Tief "Xaver" ist am Donnerstagabend eines der schwersten Gewitter des Jahres über NRW gezogen. Es gab Schäden, aber zum Glück keine Verletzten. Doch schon droht der nächste Sturm.
Düsseldorf. Sturm aus tiefschwarzen Wolken, Tausende Blitze, 40 Liter Regen pro Quadratmeter: Tief "Xaver" hat am Donnerstagabend viele Menschen in Nordrhein-Westfalen erschreckt. Es gab reichlich Schäden durch vollgelaufene Keller und an Dächern, die sich am Freitag noch nicht vollständig überblicken ließen. Verletzt wurde laut Polizei aber niemand.
Schon bald droht das nächste Unwetter: "Sonntag wird es wieder sehr warm, und ein neues Tief kommt vom Atlantik", sagte Karl-Heinz Nottrodt vom Deutschen Wetterdienst Essen. "Das gibt in der Nacht zum Montag ein neues Gewitter mit ähnlichem Potenzial."
Am Donnerstagabend ab etwa 18 Uhr hatte sich in ganz NRW der Himmel blitzschnell verfinstert. Dann stürzte Wasser herunter wie sonst in zwei Wochen. Essen war mit 41 Litern pro Quadratmeter während des Sturms Spitzenreiter vor Aachen (38 Liter). Die Niederschlags-Messanlage des Wetterdienstes auf dem Kahlen Asten bei Winterberg kapitulierte vor den Massen und zeigte vorübergehend gar nichts mehr an, sagte ein Wetterbeobachter der Wetterstation. "Eines der schwersten Gewitter des Jahres", bilanzierte Nottrodt.
Bis zu 6.000 Blitze zählte der Wetterdienst Meteomedia innerhalb von zwei Stunden über NRW. Ein Meteorologe sprach von "richtig schweren Gewittern". Die Warnkarte der Meteomedia-Unwetterzentrale färbte sich über weiten Teilen des Landes violett - die Farbe steht für extrem starke Unwetter. Im Kreis Aachen fiel kurzzeitig der Strom aus und Verkehrsampeln versagten. Fünf Fahrzeuge liefen in einer Senke voll Wasser.
Am größten Flughafen des Bundeslandes in Düsseldorf ging zeitweise nichts mehr. Die heftigen Gewitter sorgten für Verzögerungen bei Starts und Landungen. Sechs Maschinen wurden umgeleitet - vier nach Köln und zwei nach Frankfurt. Die Passagiere wurden mit Bussen nach Düsseldorf transportiert. Andere Flüge verspäteten sich um bis zu eineinhalb Stunden - trotz Nachtflugverbots durften sie ausnahmsweise doch noch abheben.
In vielen Wohnungen liefen Keller voll, Bäume wurden von den Sturmböen bis Stärke neun umgeweht, Blitze schlugen in Dachstühle ein. Am Duisburger Innenhafen knickte ein Baukran unter dem Druck des Sturms um. In Solingen musste ein Busfahrer eine Notbremsung hinlegen, weil ein Baum quer auf der Fahrbahn lag. Der Baum zerschlug die Frontscheibe, der Mann blieb aber unverletzt. In Herdecke brannte ein Taubenschlag. Die Feuerwehrleute retteten 78 Tiere vor den Flammen. In Ense (Kreis Soest) bildete sich durch den Starkregen auf der Straße ein rutschiger Körner-Brei, nachdem ein Bauer von seinem Trecker-Anhänger Korn verloren hatte.
Im Kreis Mettmann kam eine 26 Jahre alte Autofahrerin aufgrund des Starkregens in einer Kurve von der Fahrbahn ab und geriet in den Gegenverkehr. Sie wurde schwer verletzt. In Voerde im Kreis Wesel traf ein Blitz einen Baum, der brennend auf das Dach eines frei stehenden Einfamilienhauses fiel. Es entstand Sachschaden in Höhe von 100.000 Euro. Auch in Hopsten im Kreis Steinfurt schlug ein Blitz in einem Haus ein und sorgte für Sachschaden. Verletzt wurde bei beiden Blitzeinschlägen niemand.
"Hunderte Einsatze - die genaue Zahl wird nicht erfasst - viel Regen, aber glimpflich davongekommen", bilanzierte ein Sprecher der Landesleitstelle der Polizei. Ganz anders als im benachbarten Belgien, wo mindestens fünf Menschen im Unwetter beim Pukkelpop-Musikfestival ums Leben kamen.
Eine Besucherin der Bundesgartenschau (Buga) in Koblenz ist am Freitag leicht verletzt worden, als sie vom Blitz getroffen wurde. Nach Buga-Angaben war die Frau kurz zuvor mit dem Bus angekommen und hatte gerade vom Parkplatz zum Ausstellungsgelände gehen wollen, als die elektrische Ladung niederging.
"Der Blitz schlug in den Regenschirm ein, den die Frau aufgespannt hatte", teilte die Buga mit. Die Frau kam in ein Krankenhaus, Lebensgefahr bestand nicht. Zur Art der Verletzungen und zu ihrem Alter wollte eine Buga-Sprecherin keine Angaben machen.